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Wasseramsel - Cinclus cinclus (LINNAEUS, 1758)
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 21.04.2017


Systematische Einordnung

Stamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Familie: Wasseramseln (Cinclidae)

Fotos (© Kevin Winterhoff (1), Axel Steiner (2-3))
Wickede (2-3)


(xxl-Foto)
07.04.2009

(xxl-Foto)
28.01.2017

(xxl-Foto)
13.02.2017
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale
dicklicher Vogel mit rundem Bauch und kurzem Schwanz; dunkelbraun-schwärzlich gefärbt mit weißer Brust; relativ kräftige Beine; der kurze Schwanz wird oft gestelzt (englischer Name: Dipper); die Geschlechter sind gleich gefärbt;

Jungvögel: fahlgrau mit oberseits hellen und unterseits dunklen welligen Bändern; helle Brust angedeutet und am Bauch undeutlich begrenzt

Flugbild: In geeigneten Lebensräumen sieht man die Wasseramseln gelegentlich in ihrem niedrigen, schwirrenden, geradlinigen Flug, der sich am Bachlauf orientiert. Die geschickten Flieger können auch mehr als 100 m lange Verrohrungen durchfliegen (ARBEITSGEMEINSCHAFT AVIFAUNA HAGEN, 2009).

Stimme: Der Gesang ist eine Folge von zwitschernden, quirlenden Tönen, in die Triller oder Pfeiftöne eingearbeitet sein können. Beide Geschlechter singen.
Den Gesang der Wasseramsel können Sie sich hier anhören: www.vogelwarte.ch - Vögel der Schweiz.


Das vollständige Federkleid der Wasseramsel können Sie sich hier anschauen: www.featherbase.info

Körperlänge: (17-) 18 (-20) cm
Flügelspannweite: 25,5-30 cm
Flügellänge: Männchen 9-10 cm; Weibchen 8-9 cm
Gewicht: Männchen 56-76 g; Weibchen 47-68 g



Wasseramsel (Foto © Axel Steiner, 28.01.2017, Wickede, xxl-Ansicht bei Fotoklick, eine kurze Filmsequenz dieser singenden Wasseramsel können Sie hier abrufen)



Federn der Wasseramsel (Foto © Sylvia Urbaniak, xxl-Ansicht bei Fotoklick)

Verwechslungsgefahren mit anderen Vogelarten bestehen eigentlich nicht wirklich...

Lebensraum
Wasseramseln halten sich das ganze Jahr mehr oder weniger am gleichen Bachabschnitt auf. Sie bevorzugen schnellfließende klare Gewässer, wie man sie im Gebirge oder Bergland findet.



In Stromschnellen und an überfluteten Wasserstufen fühlt sich die Wasseramsel wohl
(Foto © Axel Steiner, 19.02.2017, Halver, xxl-Ansicht bei Fotoklick)

Kalte schnell fließende Gewässer weisen einen hohen Sauerstoffgehalt auf, was sich wiederum sehr positiv auf die Vorkommen der bevorzugten Beutetiere der Wasseramseln auswirkt. Die Bäche sollten ab 2 m breit, mindestens 20 cm tief sein und im Idealfall von Schwarzerlen-Bewuchs begleitet sein. Je abwechslungsreicher die Gewässerstruktur gestaltet ist umso reichhaltiger ist das tierische Wasserleben und umso günstiger ist dies somit auch für die Wasseramsel.



Wasseramsel an ihrem Brutplatz (Foto © Axel Steiner, 04.03.2011, Halver, xxl-Ansicht bei Fotoklick)

In einem optimalen Wasseramsel-Lebensraum sind auch aus dem Bachbett herausragende Steine sehr wichtig, die als Ansitz- oder Singwarte genutzt werden können. Bei starkem Hochwasser weichen Wasseramseln an kleinere Nebenläufe aus. Dort ist die Strömung, der Wasserstand und die Trübung des Wassers nicht so stark und damit Wasseramsel-freundlicher.



Singende Wasseramsel in ihrem Lebensraum (Foto © Axel Steiner, 28.01.2017, Wickede, xxl-Ansicht bei Fotoklick)

Neben starken Hochwasserphasen könnten auch zufrierende Gewässer eine Nahrungssuche vereiteln. Deshalb müssen Wasseramseln im Winter gelegentlich auch an flussabwärts gelegene, eisfreie und breitere Gewässerabschnitte ausweichen.

Biologie und Lebensweise
Oft sieht man die nicht näher mit den heimischen Amseln verwandten Wasseramseln knicksend auf einem Stein mitten in einem Bach. Sie tauchen bei der Nahrungssuche unter Wasser und laufen und schwimmen problemlos im und unter Wasser.

Ihr großes, kugelförmiges Nest (mindestens 20 cm Durchmesser) bauen Wasseramseln gerne in Spalten unter Brücken in direkter Gewässernähe oder in überhängenden Uferböschungen zwischen Wurzeln. Gelegentlich wird sogar auch hinter Wasserfällen gebrütet, sodass der herunterstürzende Wasservorhang durchquert werden muss. Das Nest besteht hauptsächlich aus Moos und wird mit eingearbeiteten anderen Materialien, wie z. B. Blättern oder Gräsern verstärkt. Es besitzt ein seitliches rundes oder halbkreisförmiges Einflugsloch.



Wasseramsel-Jungvögel im Nest. Das Foto entstand während einer genehmigten Wasseramsel-Kartierung
(Foto © Kevin Winterhoff, 27.04.2009, xxl-Ansicht bei Fotoklick)

Wasseramseln nehmen oft auch das Angebot künstlicher Nisthöhlen dankend an.



Vielerorts wird versucht Wasseramseln in geeigneten Lebensräumen unter Brücken Nistgelegenheiten anzubieten
(Foto © Axel Steiner, 19.02.2017, Halver, xxl-Ansicht bei Fotoklick)

Die 1-2 Jahresbruten starten die Wasseramseln Ende Februar oder im März. Bis Ende Juni sind die Bruten dann "abgearbeitet".

 
 

Wasseramsel in ihrem Element (Foto © Axel Steiner, 28.01.2017, Wickede, xxl-Ansicht bei Fotoklick)

Wasseramseln können maximal 14-15 Sekunden unter Wasser bleiben (durchschnittlich 3-4 s).

 
 
 

Wasseramseln bei der Balz (Fotos © Axel Steiner, 13.02.2017, Wickede, xxl-Ansicht bei Fotoklick)

Bei der Balz reckt einer der Partner seinen Kopf hoch, tanzt auf den Steinen, schwimmt um ihn herum oder flattert vor seinem Partner auf und ab.

Eier:
Anzahl: (3-) 4-6 (-8)
durchschnittliche Größe: 25,1 x 18,5 mm
durchschnittliches Gewicht: 3,5 - 5,5 g
Aussehen: weiß, glatt und glanzlos
Form: spindelförmig und zum schmalen Ende stark verjüngt

Brutdauer/Brutpflege: 16-17 Tage; nur das Weibchen brütet und wird vom Männchen gefüttert; nach dem Schlupf der Jungvögel füttern beide Elternteile

Nestlingsdauer: 20-24 Tage

Nachdem die Jungvögel das Nest verlassen haben werden sie noch ca. 2 Wochen von den Eltern betreut.

Nahrung
Zur vielfältigen Nahrung der Wasseramseln zählen die Larven von Stein-, Köcher- und Eintagsfliegen, Bachflohkrebse, Schnecken, Strudelwürmer, Würmer, kleine Fische und Amphibien.
Sie sind die einzigen europäischen Singvögel, die gut unter Wasser "schwimmen" und tauchen können. Dies wird durch ein außergewöhnlich massives Skelett mit schweren markerfüllten Knochen ermöglicht. Ferner helfen die kurzen, rundlichen Flügel um unter Wasser zu schwimmen.









Junge Wasseramsel bei der Jagd (Fotos © Ralf Steinberg, 25.07.2010,xxl-Ansicht bei Fotoklick)



Auch wenn man die Wasseramsel nicht am Gewässer antrifft, findet man vielerorts ihre Hinterlassenschaften
(Foto © Axel Steiner, 19.02.2017, Halver, xxl-Ansicht bei Fotoklick)

Verbreitung in D/Welt
engl. = White-throated Dipper

Wasseramseln sind lückenhaft in Nordafrika, fast ganz Europa, der Türkei, im Ural und bis Westchina verbreitet. In Europa fehlt sie in den Niederlanden als Brutvogel.



Singende Wasseramsel am eisigen Bach (Foto © Axel Steiner, 28.01.2017, Wickede, xxl-Ansicht bei Fotoklick)

In Deutschland sind Wasseramseln insbesondere in Mittelgebirgs- und Gebirgsregionen regelmäßige Brutvögel. Im norddeutschen Tiefland (Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin) fehlt sie jedoch als Brutvogel.

 

Bei der Wasseramsel-Balz geht auch schon einmal einer der Partner baden
(Fotos © Axel Steiner, 04.03.2011, Halver, xxl-Ansicht bei Fotoklick)

Der deutsche Brutbestand wird auf 8.600 - 12.000 Brutpaare geschätzt (BAUER, BEZZEL & FIEDLER, 2005). Eine Gefährdung dieser interessanten Vogelarten liegt aktuell nicht vor.
Hier können Sie sich die weltweite Verbreitungskarte der Wasseramsel bei Avibase ansehen!

Verbreitung in NRW
Auch in NRW kommen Wasseramseln schwerpunktmäßig in den bergigeren Regionen, wie z. B. an Bäche in der Eifel, im Bergischen Land oder auch im Sauer- und Siegerland vor. Als deutlich dünner besiedelte Gebiete sind das Eggegebirge, der Teutoburger Wald oder das Brakeler bzw. Lipper Bergland zu nennen (NWO & LANUV, 2013).
Die Entwicklung der Wasseramsel-Bestände in den letzten 100 Jahren ist von einem ständigen Auf und Ab geprägt, sodass ihr zwischenzeitlich auch einen Gefährdungsgrad in der Roten Liste der bedrohten Vogelarten NRWs eingeräumt wurde.
Aktuell gilt die Wasseramsel als ungefährdet mit einem NRW-Bestand von 1600 bis 2500 Brutrevieren (NWO & LANUV, 2013).
Alleine im Hagener Stadtgebiet leben immerhin ca. 30 Brutpaare, von denen einige Exemplare immer wieder auch an renaturierten Volme-Flussabschnitten inmitten der Innenstadt beobachtet werden können (ARBEITSGEMEINSCHAFT AVIFAUNA HAGEN, 2009)

Hier können Sie sich die NRW-Verbreitungskarte der Wasseramsel ansehen:
Grüneberg, C., S.R. Sudmann sowie J. Weiss, M. Jöbges, H. König, V. Laske, M. Schmitz & A. Skibbe (2013): Die Brutvögel Nordrhein-Westfalens. NWO & LANUV (Hrsg.), LWL-Museum für Naturkunde, Münster.


Gründe für einen Misserfolg der Bruten gibt es viele. Am häufigsten kommen Überflutungen, Plünderung durch verschiedene Räuber (u. a. Marder, Ratten) oder menschliche Einflüsse in Frage.
Warum sich die Wasseramsel-Bestände allerdings aktuell eher zurückentwickeln obwohl gleichzeitig eine deutliche Verbesserung der allgemeinen Gewässerqualität und Gewässerstrukturgüte festgestellt werden kann ist unklar und sollte dringend erforscht werden.

Benutzte Literatur
ARBEITSGEMEINSCHAFT AVIFAUNA HAGEN (2009): Die Brutvögel Hagens. 1997-2008. - Hagen (Biologische Station Umweltzentrum Hagen e. V.)

BAUER, H.-G.; E. BEZZEL; W. FIEDLER (2005): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Band 2. Passeriformes - Sperlingsvögel. AULA-Verlag, Wiebelsheim. 622 S.

FÜNFSTÜCK, H.-J.; A. EBERT & I. WEIß (2010): Taschenlexikon der Vögel Deutschlands. Ein kompetenter Begleiter durch die heimische Vogelwelt. Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim. 686 S.

JONSSON, L. (2010): Die Vögel Europas und des Mittelmeerraumes. 3. unveränderte Neuauflage, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 559 S.

LIMBRUNNER, A; E. BEZZEL; K. RICHARZ & D. SINGER (2001/2007): Enzyklopädie der Brutvögel Europas. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. Einbändige Sonderausgabe des 2001 erschienenen Doppelbandes. 860 S.

NWO (Nordrhein-Westfälische Ornithologengesellschaft) & Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) (Hrsg.) (2013): Die Brutvögel Nordrhein-Westfalens. 480 S. LWL-Museum für Naturkunde, Münster

PETERSON, R. (1985): Die Vögel Europas: ein Taschenbuch für Ornithologen und Naturfreunde über alle in Europa lebenden Vögel. 14., verbesserte Aufl. Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin. 535 S.

SVENSSON, L. (2011): Der Kosmos Vogelführer - Alle Arten Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. 2. Aufl. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

WINK, M.; C. DIETZEN & B. GIEßING (2005): Die Vögel des Rheinlandes. Ein Atlas der Brut und Wintervogelverbreitung 1990-2000. Beiträge zur Avifauna Nordrhein-Westfalens, Bd. 36. Bonn.


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Weitere Informationen zum Waldkauz im Internet

Avibase: Umfangreiches Datenbank-Informations-System über alle Vögel der Welt. Sie enthält nahezu 2 Million Aufzeichnungen über 10.000 Spezies und 22.000 Subspezies von Vögeln, einschließlich Verbreitungs-Informationen, Taxonomie, Synonyme in mehreren Sprachen und anderes. Infos über die Wasseramsel

wikipedia: Wasseramsel

Grüneberg, C., S.R. Sudmann sowie J. Weiss, M. Jöbges, H. König, V. Laske, M. Schmitz & A. Skibbe (2013): Die Brutvögel Nordrhein-Westfalens. NWO & LANUV (Hrsg.), LWL-Museum für Naturkunde, Münster.

brodowski-fotografie.de: Die Wasseramsel


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