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Flussregenpfeifer - Charadrius dubius SCOPOLI, 1786
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 13.05.2015


Systematische Einordnung

Stamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Regenpfeiferartige (Charadriiformes)
Familie: Regenpfeifer (Charadriidae)

Fotos (© Kevin Winterhoff)
Dortmund


(xxl-Foto)
21.04.2010

(xxl-Foto)
07.05.2010

(xxl-Foto)
18.05.2010
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
18.05.2010

(xxl-Foto)
07.05.2010

(xxl-Foto)
25.04.2012
Besondere Merkmale



Flussregenpfeifer (© Kevin Winterhoff, Dortmund, 10.05.2012, xxl-Foto bei Bildklick)

oberseits bräunlich und unterseits weiß; schlanker, dunkler Schnabel; hellbraune bis graurosa gefärbte Beine; hochbeinig; weiße Linie hinter dem schwarzen Stirnband; intensiver gelber Augenring (!); hellbraune Kopfplatte weiß eingerahmt; weiße Kehle mit weißem Nackenband und schwarzem Halsring; keine weiße Flügelbinde; dunkle Maske am unteren Hinterrand oft zugespitzt und nicht gerundet; spitze Flügel Weibchen: sehr ähnlich gefärbt; schwarze Abzeichen mit bräunlichen Federn durchsetzt

Jungvögel: oft mit unvollständigem braunen (kontrastlosen) Kropfband; hell fleischfarbene Beine; meist gelbliche Kehle;

Rufe: ein hohes pfeifendes "tiü"; trillernder Gesang besteht aus einer Wiederholung von "tri-ä, tri-ä, tri-ä"

  

Rufende Flussregenpfeifer (© Kevin Winterhoff, Dortmund, 05.2010, xxl-Fotos bei Bildklick)

Das komplette Federkleid des Flussregenpfeifers können Sie sich hier anschauen: www.federbestimmung.de


Körperlänge: (14-) 15 (-18) cm
Flügelspannweite: 42-48 cm
Gewicht: 33-49 g

Ähnliche Art:
Sandregenpfeifer (Charadrius hiaticula): breite weiße Flügelbinde, orangegelbe Beine

Lebensraum
Flußregenpfeifer kommen ursprünglich insbesondere an Schotterbänken, Kies-, Schlamm- oder Sandufern von Süßwasser-Binnengewässern vor. Spärlich bewachsene Ufer und Inseln von Flüssen stellen besonders geeignete Habitate dar. Seltener findet man sie auch an der Küste.
Aufgrund der Vernichtung vieler natürlicher Lebensräume müssen die Flußregenpfeifer nach Alternativen Ausschau halten. Kiesgruben, Steinbrüche, Halden, Tagebaue, Klärteiche, Brachflächen oder Schotterflächen (Parkplätze) stellen geeignete Ersatzbiotope dar, die sich in den letzten 100 Jahren bewährt haben.
Die Art ist auf vegetationsarme, nur geringfügig verkrautete Schotter-, Kies- oder Brachflächen angewiesen. Wenn die Flächen im Laufe der Sukzession zuwachsen kommen sie als Lebensraum nicht mehr in Frage.



Flussregenpfeifer in einbeiniger "Schonhaltung". Vögel können Energie sparen indem sie ein Bein im wärmenden Gefieder verstecken (© Kevin Winterhoff, Dortmund, 22.04.2012, xxl-Foto bei Bildklick).

Da Brut- und Nahrungshabitate der Flussregenpfeifer räumlich mehrere Kilometer getrennt voneinander liegen können kommen als Brutflächen sogar kiesbedeckte Flachdächer in Frage.

Biologie und Lebensweise



Flussregenpfeifer sind gut zu Fuß (© Kevin Winterhoff, Dortmund, xxl-Foto bei Bildklick)

Die Bewegungen des Flussregenpfeifers sind schnell, hektisch und ruckartig. Er läuft mit sehr schnellen Schritten und stoppt dann abrupt ab.

 
 

Traute Zweisamkeit eines Flussregenpfeifer-Pärchens und die artenübergreifende Frage "Wie kann ich meinen Partner von meinen Qualitäten überzeugen?" (© Kevin Winterhoff, Dortmund, xxl-Fotos bei Bildklick)

Zum Balzverhalten gehören Imponierlaufen, Scheinnisten und Gefiederspreizen. Das Männchen umrundet ferner sein Brutrevier während der Balz mit einem fledermausartigen Flug.
Auf geeigneten Flächen brüten Flussregenpfeifer in lockeren Kolonien.

 
 

Bei Flussregenpfeifern brüten sowohl Männchen als auch Weibchen (© Kevin Winterhoff, Dortmund, xxl-Fotos bei Bildklick)

Nest: eine flache meist nicht ausgepolsterte Mulde im Kiesbett dient als Nistmulde

Eier: (3-) 4 (-5). weißlichgrau, sand- oder bräunlich rostfarben gefärbt; frisch mit blaugrauem Schimmer; mit kleinen braunen, lila oder schwarzen Punkten, Streifen, Flecken und Kritzeln; glatt; matt
Größe: 29,9 x 22,1 mm (kurz-kreiselförmig bis oval); Gewicht: ca. 7-8 g



Die gut getarnten Eier des Flussregenpfeifer (© Kevin Winterhoff, Dortmund, xxl-Foto bei Bildklick, Nahansicht der Eier)

Das Gelege aus in der Regel 4 Eiern liegt in einer flachen Mulde. Auf Nistmaterial wird verzichtet und die steinähnlichen Eier sind perfekt getarnt. Man darf sich keinesfalls auf die Suche nach den Eiern begeben, da die Gefahr viel zu groß ist die Eier versentlich zu zertreten. Beide Elterntiere brüten.

  
  
  
  

Szenen des Jungtierschlupfs bei Familie Flussregenpfeifer (© Kevin Winterhoff, Dortmund, xxl-Foto bei Bildklick)

Brutdauer/Brutpflege: (22-) 23-25 (28) Tage. Die Jungvögel werden zunächst von Männchen und Weibchen geführt. Zur Kühlung der Küken können die Elterntiere Wasser in ihrem Brustgefieder herantransportieren. Nicht selten überlässt das Weibchen später dem Männchen die Jungenbetreuung. Hierzulande findet nur eine Jahresbrut statt, im Süden zwei.

Nestlingsdauer: Die Nestflüchter sind nach 24-29 Tagen flügge.

 
 
 

Flussregenpfeifer mit Jungen (© Kevin Winterhoff, Dortmund, xxl-Foto bei Bildklick)

Nähern sich Bodenfeinde versuchen die Eltern durch Vortäuschung einer eigenen Flugbehinderung von ihren Jungen abzulenken. Dieses Verhalten wird als Verleiten bezeichnet.



Die jungen Flussregenpfeifer sind perfekt getarnt und drücken sich bei Gefahr auf den Boden
(© Kevin Winterhoff, Dortmund, 18.05.2010, xxl-Foto bei Bildklick)

Zu den Feinden zählen neben Mardern, Füchsen, Krähenvögeln u. a. auch Greifvögel wie Turmfalken, wie MÜLLER berichtet, der beobachten konnte, wie ein Turmfalke einen juvenilen etwa 10-tägigen Flussregenpfeifer erbeutete (MÜLLER, 2015). Flussregenpfeifer findet man hierzulande nur von April bis Juli (maximal bis September). Die restlichen Monate verbringen sie in Afrika, bzw. auf der Reise dorthin und wieder zurück. Hiesige Brutvögel überwintern südlich der Sahara in der Sahelzone, Zaire, Kenia und Tansania, aber auch in Ägypten und an einigen Stellen im Mittelmeerraum.

Nahrung
Flussregenpfeifer ernähren sich von Land- und Wasserinsekten, wie z. B. Käfern, Fliegen, Ameisen aber auch von Spinnen, kleinen Krebsen und Schnecken. Ausnahmsweise werden auch Sämereien (Sauer- und Süßgräser, Binsengewächse, Korbblütler, Knöteriche) gefressen.


Flussregenpfeifer (© Kevin Winterhoff, Dortmund, 18.05.2010, xxl-Foto bei Bildklick)

Die Nahrung wird in Ufer- und Flachwasserbereichen, an Pfützen, in feuchten Mulden, aber auch auf trockenem Untergrund eher pickend als stochernd gesucht.



Flussregenpfeifer (© Kevin Winterhoff, Dortmund, 04.05.2011, xxl-Foto bei Bildklick)

Verbreitung in D/Welt
engl. = Little Ringed Plover

Das Brutgebiet reicht von Nordafrika über Europa (Lücken in Skandinavien und auf den Britischen Inseln) und Asien, Vorderasien bis Japan. Deutschlandweit geht man etwa von 4.300 bis 6.800 Brutpaaren aus (BAUER et al., 2005).



Flussregenpfeifer in der Morgensonne (© Kevin Winterhoff, Dortmund, 20.04.2011, xxl-Foto bei Bildklick)

Die Vernichtung der ursprünglichen Lebensräume durch Begradigung von Flüssen macht dem Flussregenpfeifer schwer zu schaffen. Vom Menschen geschaffene Ersatzhabitate stehen oft nur kurzzeitig während Baumaßnahmen zur Verfügung bzw. wachsen im Laufe der Jahre zu und schaffen leider keine langfristige Lebensgrundlage. Ferner ist nicht auszuschließen, dass gut getarnte Bruten versehentlich durch Freizeitaktivitäten wie z. B. Mountainbike fahren, Geocaching oder Motocross-Training zerstört werden.
Weltweite Verbreitungskarte des Flussregenpfeifers bei Avibase.

Verbreitung in NRW

  

Flussregenpfeifer-Triptychon (© Kevin Winterhoff, Dortmund, xl-Fotos bei Bildklick)

In NRW kann man Flussregenpfeifer insbesondere im Rheintal und entlang der Lippe finden. Der Ballungsraum Ruhrgebiet und der Braunkohletagebau sind ebenfalls besiedelt, während Eifel, Bergisches Land, Sauer- und Weserbergland weitgehend frei von Brutvorkommen sind.
Insgesamt kann man von etwa 500-750 nordrheinwestfälischen Brutpaaren in NRW ausgehen (GRÜNEBERG et al., 2012). In NRW ist der Flussregenpfeifer in der Liste der bedrohten Vogelarten als gefährdet (RL 3) eingestuft.

 
 

Flussregenpfeifer (und Fotograf...) in Regen- und Abendstimmung (© Kevin Winterhoff, Dortmund, xxl-Fotos bei Bildklick)

Benutzte Literatur
ARBEITSGEMEINSCHAFT AVIFAUNA HAGEN/ A. WELZEL & S. SALLERMANN (2009): Die Brutvögel Hagens. 1997-2008. (Biologische Station Umweltzentrum Hagen e. V.) 306 S.

BAUER, H.-G.; E. BEZZEL; W. FIEDLER (2005): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Band 1. Nonpasseriformes - Nichtsperlingsvögel. AULA-Verlag, Wiebelsheim. 808 S.

GRÜNEBERG, C. et al.(2012): Die Brutvögel Nordrhein-Westfalens, NWO & LANUV (Hrsg.), LWL-Museum für Naturkunde, Münster. 480 S.

JONSSON, L. (1999): Die Vögel Europas und des Mittelmeerraumes. Franckh-Kosmos Verlag. 559 S.

LIMBRUNNER, A; E. BEZZEL; K. RICHARZ & D. SINGER (2001/2007): Enzyklopädie der Brutvögel Europas. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. Einbändige Sonderausgabe des 2001 erschienenen Doppelbandes. 860 S.

MÜLLER, W. R. (2015): Turmfalke Falco tinnunculus schlägt juvenilen Flussregenpfeifer Charadrius dubius. Natur und Heimat, 75. Jahrg., Heft 1, 2015. S. 34f

PETERSON, R. (1985): Die Vögel Europas: ein Taschenbuch für Ornithologen und Naturfreunde über alle in Europa lebenden Vögel. 14., verbesserte Aufl. Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin. 535 S.

SINGER, D. (2008): Welcher Vogel ist das? Alle Vögel Europas. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 430 S.

SVENSSON, L.; K. MULLARNEY & D. ZETTERSTRÖM (2011): Der Kosmos Vogelführer. Alle Arten Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. 2. Aufl., Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co. KG, Stuttgart. 448 S.

RHEINWALD, G. & M. SCHMITZ (2007): Vögel zwischen Rhein und Weser. So wird Vogelbeobachtung zum Erlebnis. Ginster-Verlag, St. Katharinen, 344 S.

WINK, M.; C. DIETZEN & B. GIEßING (2005): Die Vögel des Rheinlandes. Ein Atlas der Brut und Wintervogelverbreitung 1990-2000. Beiträge zur Avifauna Nordrhein-Westfalens, Bd. 36. Bonn.


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Weitere Informationen zu Vögeln (Aves) im Internet

Avibase: Umfangreiches Datenbank-Informations-System über alle Vögel der Welt. Sie enthält nahezu 2 Million Aufzeichnungen über 10.000 Spezies und 22.000 Subspezies von Vögeln, einschließlich Verbreitungs-Informationen, Taxonomie, Synonyme in mehreren Sprachen und anderes.

birdnet.de: Das Deutsche Forum zum Thema Vögel. Aktuelles, Forum, Fotos, Archiv...


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