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Grünspecht - Picus viridis LINNAEUS, 1758
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 28.07.2016


Systematische Einordnung

Stamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Familie: Spechte (Picidae)

Fotos (© Horst Jerzembek)
Olsberg


(xxl-Foto)
15.02.2013

(xxl-Foto)
15.02.2013

(xxl-Foto)
15.02.2013
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale
Grünspechte sind an folgenden Merkmalen zweifelsfrei zu bestimmen:
feuerrote Kopfhaube; schwarze Augenmaske; weiße Augen; Rücken und Flügel grün; kanariengelber Steiß



Gut erkennbar: Der rotschwarze Wangenstreif des männlichen Grünspecht, 11.02.2013, Olsberg
(Foto © Horst Jerzembek, xxl-Foto)

Männchen: rotschwarzer Wangenstreif





Federn des Grünspechts (Fotos © Sylvia Urbaniak, unten: die Steuerfedern des Grünspechts).
Das komplette Federkleid eines Grünspechts können Sie sich hier bei vogelfedern.de ansehen.

Weibchen: schwarzer Wangenstreif

Jungvögel: gesamtes Gefieder kräftig gefleckt und gestrichelt; schwache Rotfärbung am Kopf, die schwarze Augenmaske fehlt noch weitgehend



Ausgewachsener und juveniler Grünspecht im direkten Vergleich (Foto © Sylvia Urbaniak, 19.06.2011, xxl-Foto per Mausklick)


Körperlänge: 31-33 cm
Spannweite: 40-42 cm
Flügellänge: 15,8-17 cm
Gewicht: (140-) 170-200 g

Ruf: Grünspechte verraten sich oft durch ihre auffallenden Rufe ("kly-kly-kly-kly-kly-kly-kly", 10-18x). Diesen typischen, laut lachenden Balzruf des Grünspechts können Sie sich hier bei der Schweizer Vogelwarte anhören. Im Gegensatz zum Ruf des Grauspecht fällt das Lachen beim Grünspecht zum Ende hin nicht ab und wird auch nicht langsamer.

Flug: auffällig wellenförmiger Flug, bei dem die Flügel zwischen 2 Schlagphasen vollständig angelegt werden;
Fluggeschwindigkeit: 40-50 km/h

Ähnliche Art:
Grauspecht: insgesamt etwas kleiner; kleinerer, mehr gerundeter Kopf; kürzerer Schnabel; Kopf einheitlicher grau gefärbt; bernsteinfarbenes Auge; schmalerer schwarzer Wangenstreif; Weibchen ohne und Männchen mit lediglich auf dem Vorderscheitel rotgefärbten Kopf

Lebensraum



Grünspecht bei der Nahrungssuche (Foto © Horst Günther Neuhoff, 27.02.2009, Rath-Heumar, xxl-Foto per Mausklick)

Grünspechte bevorzugen als Lebensräume lichte Laubwälder, Au- und Bruchwälder, größere Gärten, Obstgärten, Friedhöfe, Alleen, Baumgruppen, Kulturlandschaft und Parks. Dabei kommen Sie vom Flachland bis zur Baumgrenze (2000 m ü NN) vor. Nadelholzreiche Hochlagen und gehölzarme Ackerfluren werden jedoch gemieden. Warme, trockene Tieflagen werden gegenüber klimatisch ungünstigeren Hochlagen bevorzugt. Eine Kombination aus alten und absterbenden Laubbäumen und kurzgrasigen, ameisenreichen Rasenflächen wirkt auf Grünspechte sehr anziehend.

Biologie und Lebensweise
Im Gegensatz zu den Buntspechten trommeln Grünspechte nicht zu ihrer Reviermarkierung. Die Rufaktivität ist während der Balz von Anfang März bis Ende April am größten. Sie bleiben das ganze Jahr in ihrem Revier.

   

Junger (Flecken!) Grünspecht an Birke (Fotos © Ralf Steinberg, xxl-Fotos: 1, 2)

Baumhöhle: mit etwa 6 x 7 cm großem kreisrunden Loch; oft werden alte Höhlen genutzt; mit Ausnahme von Sägespänen wird die Nisthöhle nicht weiter ausgestattet

Eier: Gelegegröße: (4-) 5-8 (-11) elliptische Eier; Eifärbung: reinweiß und stark glänzend; Eigröße: 30,9 x 22,9 mm; Eigewicht: 8-9 g

Legebeginn: Mitte April/Anfang Mai bis Juni

Brutdauer: 14-15 (-17) Tage; beide Elterntiere wechseln sich beim Brüten ab

Nestlingszeit: Die Jungen werden 23-27 Tage von beiden Elterntieren im Nest gefüttert. Das Futter wird im Kropf gesammelt und den Jungtieren portionsweise vorgewürgt.

Nachdem die Jungvögel die Nisthöhle verlassen haben werden die Jungen noch mehrere Wochen weitergefüttert. Flügge Jungvögel sind frühestens ab Juni zu beobachten. Grünspechte ziehen nur eine Jahresbrut auf.

Nahrung
Ameisen stellen die Hauptnahrungsquelle des Grünspechts dar. Mit seiner langen (10 cm länger als der Schnabel) klebrigen Zunge dringt er in das innere der Ameisennester vor und erbeutet auf diese Weise Ameisen aller Entwicklungsstadien.

  
  
  
  

Junger Grünspecht bei der Nahrungssuche. Im Bild 3 versucht er die Ameisen abzuschütteln. Im Bild 4 sieht man einen Teil der Augenschutzhaut. Die Augen sind einer der wenigen Angriffspunkte für die Ameisen, die ja zur Abwehr neben ihren Beißwerkzeugen auch Ameisensäure verspritzen können. Bild 5 zeigt einige Ameisen bei ihren Abwehrversuchen. Im Bild 6 sticht der pinzettenförmige Schnabel wieder zu, bevor die Ameisen im Bild 7 geschluckt werden. Das letzte Bild zeigt den misstrauisch gewordenen Grünspecht kurz vor dem Abflug. 26.07.2016, Breckerfeld (Fotos © Axel Steiner, xxl-Fotos bei Bildklick)

Die dünne Zunge ist für diese Aufgabe bestens geeignet und an ihrer Spitze zusätzlich mit Widerhaken bestückt. Im Winter muss sich der Grünspecht den Zugang zu den Ameisennestern mühevoll freilegen (siehe Foto). Angeblich können Grünspechte im Winter bis zu 1 m tiefe Löcher im Schnee graben um an die Nester von Ameisen zu gelangen. Neben Ameisen werden auch andere Insekten, Regenwürmer und Beeren und Obst gefressen.



Grünspecht bei der Nahrungssuche im Winter, 12.02.2013, Olsberg (Foto © Horst Jerzembek, xxl-Foto)

Im Winter werden Formica- (Wald-) und im Sommer Lasius- (Weg-) Ameisenarten bevorzugt. Die Nahrungssuche findet hauptsächlich auf dem Boden statt. Dabei kommen Grünspechte auch gerne auf Rasenflächen in Gärten, wo sie sich dann gut beobachten lassen. Am Boden bewegen sie sich hüpfend (20-25 cm weit) vorwärts.

Ameisenhügel werden zum Schutz der Ameisen oft mit Drahtgitterhauben geschützt. Was jedoch gut für die Ameisen ist, verursacht dem Grünspecht - gerade im Winter - lebensbedrohliche Nahrungsengpässe.

Verbreitung in D/Welt
Grünspechte (engl. European Green Woodpecker) sind hauptsächlich in Europa von Südskandinavien bis zum Nordrand des Mittelmeer und von England bis an den Ural verbreitet. Weitere Vorkommen liegen im Kaukasus, Nordiran und Turkmenien. Er fehlt innerhalb von Europa in Island, Irland, Finnland und im Norden Skandinaviens. Seine deutschlandweiten Brutbestände werden auf 23.000 bis 35.000 Brutpaare geschätzt (BAUER et al).
Zur weltweiten Verbreitungskarte des Grünspecht bei Avibase.

Verbreitung in NRW
Grünspechte sind sehr standorttreu und selbst Jungvögel fliegen auf der Suche nach einem neuen Revier selten mehr als 20 km von ihrem Brutgebiet weg. RHEINWALD & SCHMITZ weisen dem Grünspecht im Ruhrgebiet eine starke Zunahme der Bestände zu. Auch im Rheinland (730-1360 Brutpaare) kam es in den letzten Jahren im Niederrheinischen Tiefland und Süderbergland zu Neubesiedlungen und Bestandszunahmen (WINK et al).



Grünspecht, 14.03.2013, Altena (Foto © Sascha Jähn, xxl-Foto)

In Hagen schwanken die Bestände zwischen 10 und 20 Brutpaaren (Arbeitsgemeinschaft Avifauna Hagen). Der Gesamtbestand der Grünspechte in NRW wird auf über 2000 Brutpaare geschätzt. Lange und schneereiche Winter können sich bestandsreduzierend auswirken.
Eutrophierung (Zunahme stickstoffliebender Vegetation aufgrund von Düngung), zu häufige oder ausbleibende Mahd der Wiesen, Einsatz von Bioziden im Obstbau und der Verlust der Randstrukturen-Biotope machen dem Grünspecht zusätzlich zu schaffen.

Benutzte Literatur
BAUER, H.-G; E. BEZZEL; W. FIEDLER (2005): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Band 2. Passeriformes - Sperlingsvögel. AULA-Verlag, Wiebelsheim. 622 S.

FÜNFSTÜCK, H.-J.; A. EBERT & I. WEIß (2010): Taschenlexikon der Vögel Deutschlands. Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim. 686 S.

JONSSON, L. (2010): Die Vögel Europas und des Mittelmeerraumes. 3. unveränderte Neuauflage, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 559 S.

LIMBRUNNER, A; E. BEZZEL; K. RICHARZ & D. SINGER (2001/2007): Enzyklopädie der Brutvögel Europas. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. Einbändige Sonderausgabe des 2001 erschienenen Doppelbandes. 860 S.

RHEINWALD, G. & M. SCHMITZ (2007): Vögel zwischen Rhein und Weser. So wird Vogelbeobachtung zum Erlebnis. Ginster-Verlag, St. Katharinen, 344 S.

SVENSSON, L. (2011): Der Kosmos Vogelführer - Alle Arten Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. 2. Aufl. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

WIMMER, N. & V. ZAHNER (2010): Spechte. Ein Leben in der Vertikalen. G. Braun Buchverlag. 112 S.

WINK, M.; C. DIETZEN & B. GIEßING (2005): Die Vögel des Rheinlandes. Ein Atlas der Brut und Wintervogelverbreitung 1990-2000. Beiträge zur Avifauna Nordrhein-Westfalens, Bd. 36. Bonn.


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Weitere Informationen zu Vögeln (Aves) im Internet

Avibase: Umfangreiches Datenbank-Informations-System über alle Vögel der Welt. Sie enthält nahezu 2 Million Aufzeichnungen über 10.000 Spezies und 22.000 Subspezies von Vögeln, einschließlich Verbreitungs-Informationen, Taxonomie, Synonyme in mehreren Sprachen und anderes.

birdnet.de: Das Deutsche Forum zum Thema Vögel. Aktuelles, Forum, Fotos, Archiv...

NABU NRW: Langer Artikel zum Vogel des Jahres 2006 (Kleiber)


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