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Großer Kohlweißling - Pieris brassicae (LINNAEUS, 1758)
Artenprofil von Axel Steiner
letzte Änderung: 13.02.2018


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Weißlinge (Pieridae)
Unterfamilie: Weißlinge (Pierinae)

Fotos (© Jochen Rodenkirchen)
Erftstadt


(xxl-Foto)
Weibchen

(xxl-Foto)

(xxl-Foto)
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen





Weibchen (oben) und Männchen (unten) des Großen Kohlweißlings (Foto © Jochen Rodenkirchen, Erftstadt, xxl-Foto bei Bildklick)

oberseits weiß gefärbt; Vorderflügel oberseits mit breitem, schwarzen Spitzenfleck (= Apikalfleck bis zur 5. Ader!); der Spitzenfleck ist von einem schwarzen, in sich geschlossenen Rand gesäumt; Unterseite gelblich weiß gefärbt und bei beiden Geschlechtern mit 2 schwarzen Punkten

Weibchen: Vorderflügeloberseite mit 2 recht großen schwarzen Punkten; die Umsäumung des Spitzenflecks der Vorderflügel ist bei den Weibchen grau und weniger scharf begrenzt

Besonderheit: Die erste und zweite Generation des Großen Kohlweißlings unterscheiden sich etwas. Während die 1. Generation auf der Hinterflügel-Unterseite mit schwarzen Schuppen bestäubt ist, fehlt diese schwarze Färbung in der zweiten Generation. Außerem ist die Weißfärbung der 2. Generation generell kräftiger als die der Frühlings- bzw. Herbstgeneration.

Flügelspannweite: 50-65 mm; Vorderflügellänge: bis 33 mm

Ei:
Die gelben Eier werden in Gruppen von 200-300 Eiern an den Blättern (meist auf der Blattunterseite) der Nahrungspflanzen abgelegt. Deutlich seltener werden die Eier auch einzeln abgelegt.
Mikropylrosette 8-blättrig, auf gekörntem Hügel liegend; 16-17 feine Längsrippen (12 davon erreichen die Mikropylzone); 30-38 Querrippen; Eifarbe zunächst hellgelb dann goldgelb verfärbend, am Ende bläulich; Durchmesser: ca. 0,6 mm; Höhe: 0,9 - 1,1 mm



Eigelege vom Großen Kohlweißling (Foto © Jochen Rodenkirchen, Erftstadt, xxl-Foto bei Bildklick)


Raupe:
ausgewachsen bis 4 cm lang; grünlich gelb mit schwarzen Punkten und gelber Rückenlinie; Kopf schwarz; Bauch grüngelb

 



Jungraupen im ersten (oben) und zweiten (unten) Raupenstadium vom Großen Kohlweißling
(Fotos © Jochen Rodenkirchen, Erftstadt, xxl-Fotos bei Bildklick)

Die zunächst zusammenlebenden Jungraupen werden auch als "Raupenspiegel" bezeichnet.

 

Jungraupen im dritten Raupenstadium vom Großen Kohlweißling
(Fotos © Jochen Rodenkirchen, Erftstadt, xxl-Fotos bei Bildklick)


 

 

 

 

Ausgewachsene Raupen des Großen Kohlweißlings auf Kapuzinerkresse
(Fotos © Axel Steiner, Breckerfeld, 15.09.2012, xxl-Fotos bei Bildklick)


Vorpuppe: Die Raupe befestigt sich an der Unterlage und schafft damit die Vorbedingungen für die Umwandlung zur Puppe.

 

 

Die Vorpuppe des Großen Kohlweißlings (Fotos © Jochen Rodenkirchen, Erftstadt, xxl-Fotos bei Bildklick)

Puppe:
Die Puppe ist hell gelblich gefärbt, höckerig bestachelt und mit dunklen Punkten versehen. Es handelt sich um Gürtelpuppen, die sich zusätzlich an der "Taille" mit einem Befestigungsfaden am Untergrund sichern.
Die überwinternden Puppen besitzen, im Gegensatz zu den Sommerpuppen, keinen Seitenstachel.

 

 

 

Die Puppe des Großen Kohlweißlings (Fotos © Jochen Rodenkirchen, Erftstadt, xxl-Fotos bei Bildklick)

Ähnliche Arten:

Grünaderweißling (Pieris napi): charakteristische graugrüne Aderzeichnung der Flügelunterseite

Kleiner Kohlweißling, Rübenweißling (Pieris rapae): deutlich kleiner (40-50 mm Flügelspannweite); der schwarze Spitzenfleck auf den Flügeloberseiten zieht sich kaum bis zur 3. Ader; schnellerer Flug; Männchen mit einem schwarzen Fleck auf der Vorderflügeloberseite (Weibchen mit 2)

Lebensraum
Der ideale Lebensraum des Großen Kohlweißling beinhaltet genügend Nahrungspflanzen für die Raupen und nektarreiche Pflanzen für die Falter. Hausgärten mit Kohlanbauflächen und reichhaltigen Blütenpflanzen kommen seinen Ansprüchen sehr entgegen. Im Gemüseanbau (Kohl) können Massenvorkommen der Großen Kohlweißling-Raupen zu Schäden führen. Neben Bauerngärten und Kohlfeldern finden wir den Großen Kohlweißling u. a. auch auf Brachflächen, blütenreichen Dämmen, Straßenrändern und blühenden Klee- und Luzernefeldern. Geschlossene Wälder meiden sie hingegen.

Biologie und Lebensweise
Der Große Kohlweißling bildet hierzulande 2 Generationen (auch 3 Generationen in warmen Jahren) aus und fliegt von April bis Anfang Oktober. Die erste Generation fliegt von April bis Juni und die zweite von Ende Juni bis August. Eine dritte ist dann ab August möglich. Die Raupen dieser möglichen dritten Generation können, wenn es ungünstig läuft, bei frühen Nachtfrösten zugrunde gehen.
Der Große Kohlweißling gehört zu den Wanderfaltern und kann bei seinen ausgedehnten Flügen große Entfernungen zurücklegen.

 

 

 

Schlupf des Großen Kohlweißlings . Gut erkennbar sind hier das allmähliche "Aufpumpen" der Flügel.
(Fotos © Jochen Rodenkirchen, Erftstadt, xxl-Fotos bei Bildklick)

Die Weibchen legen ihre Eier häufchenweise an den Nahrungspflanzen ab. Nach 4-10 Tagen schlüpfen die Raupen, fressen zunächst in Gruppen gemeinsam, bevor sie sich dann nach und nach verteilen.
Bei warmen Wetter dauern die ersten 4 Raupenstadien jeweils 3-4 Tage, das letzte mit 5-10 Tagen etwas länger. Die Blätter der Nahrungspflanzen werden dabei, mit Ausnahme der harten Blattrippen, restlos vertilgt. Insgesamt dauert eine normale Raupenentwicklung 3-6 Wochen.



Großer Kohlweißling (Foto © Jochen Rodenkirchen, Erftstadt, xxl-Foto bei Bildklick)

Die Raupen können chemische Verbindungen (Senföle) ihrer Nahrungspflanzen in ihrem Körper anreichern und als chemische Abwehr gegen Feinde nutzen. Bei Gefahr und Berührung können die Raupen "um sich schlagen" und ihren Darminhalt verspucken.



Großer Kohlweißling im Doppelpack (Foto © Jochen Rodenkirchen, Erftstadt, xxl-Foto bei Bildklick)

Die Puppe des Großen Kohlweißlings überwintert. Im Siedlungsbereich findet man die Puppen oft an Mauern, Hauswänden und unter Fensterbrüstungen. Man kann den Großen Kohlweißling mit seiner Vorliebe für Gemüsekohl und Gartenpflanzen durchaus auch als "Kulturfolger" des Menschen bezeichnen. Seine ursprüngliche Verbreitung beschränkte sich wohl auf die Küstenregionen und die dort wachsenden Wildpflanzen Meersenf (Cakile maritima), Zackenschote (Bunas orientalis), Meerkohl (Crambe maritima) und Breitblättriger Kresse (Lepidium latifolium).


 

 

Von der Kohlweißlings-Schlupfwespe (Cotesia glomerata) parasitierte Raupen des Großen Kohlweißlings
(Fotos © Jochen Rodenkirchen, Erftstadt, xxl-Fotos bei Bildklick)

Viele Raupen des Großen Kohlweißlings werden von der Schlupfwespe Cotesia glomerata (syn. Apanteles glomeratus) parasitiert. Die Wespe sticht die Raupe mit einem Legebohrer an und legt in der Raupe 15-50 Eier ab. Die Wespenlarven entwickeln sich dann in der Raupe und fressen diese nach und nach auf. Schließlich bohren sie sich durch die Raupenhaut und verpuppen sich außen auf der Raupe in ovalen, ca. 3 mm großen, Kokons. Interessanter Weise überspinnt die Raupe, als ihr letztes Lebenswerk, die Kokons der Schlupfwespen, aufgrund eines durch den parasitären Befall fehlgeleiteten Spinntriebes. Sie sorgt damit für einen gewissen Schutz der Kokons und damit für eine erfolgreiche Entwicklung der nächsten raupentodbringenden Generation an Schlupfwespen.
Da die Schlupfwespen insbesondere die letzte Generation des Jahres parasitieren, sorgen sie dafür, dass die erste Generation des nächsten Jahres relativ individuenarm besetzt ist.

Neben Cotesia glomerata gibt es weitere Parasiten, wie z. B. Raupenfliegen, die auf ähnliche Art und Weise die Raupen des Großen Kohlweißlings parasitieren.

Nahrung
Als Nahrungspflanzen der Raupen kommen neben dem Weisskohl/Wirsing/Kohlrabi (Brassica oleracea), Raps (Brassica napus), Hederich (Raphanus raphanistrum), Barbarakraut (Barbarea vulgaris), Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) auch die Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) in Frage.
Im Frühjahr fressen die Raupen auch Steinkraut (Alyssum sp.).



Eigelege vom Großen Kohlweißling an Kohl (Foto © Jochen Rodenkirchen, Erftstadt, xxl-Foto bei Bildklick)

Die ausgewachsenen Falter besuchen gerne Wildpflanzen, wie z. B. Blutweiderich (Lythrum salicaria) und Kohldistel (Cirsium oleraceum). In Gärten findet man sie u. a. auch an Astern und Schmetterlingsflieder (Buddleja davidii).
Der Falter besitzt offensichtlich eine Vorliebe für rot- bis blauviolette Blüten. Im Frühjahr besuchen sie allerdings auch gerne die gelben Löwenzahnblüten.

 

 

Raupen des Großen Kohlweißlings an Moricandia arvensis (1), Kapuzinerkresse (2-3) und an Rettich (4)
(Fotos © Jochen Rodenkirchen, Erftstadt, xxl-Fotos bei Bildklick)

Da die Raupen jedoch meist nur die äußeren Kohlblätter fressen und das "Herz" verschonen, entsteht auch im heimischen Garten kaum nennenswerter Schaden. Lediglich bei Massenvorkommen sind Einbußen bei der Ernte zu befürchten.





Massenvorkommen des Großen Kohlweißlings an Gartenastern und am Kohl
(Foto © Jochen Rodenkirchen, Erftstadt, xxl-Foto bei Bildklick)

Verbreitung in D/Welt
Der Große Kohlweißling ist in Nordafrika, Europa (ohne das nördliche Skandinavien), dem Mittleren Osten und Asien (bis zum Himalaja) verbreitet. In Chile ist die Art eingeschleppt worden.



Pärchen vom Großen Kohlweißling (Foto © Jochen Rodenkirchen, Erftstadt, xxl-Foto bei Bildklick)

In Deutschland ist der Große Kohlweißling wohl fast flächendeckend verbreitet und ungefährdet.

Verbreitung in NRW
Die Häufigkeit des Großen Kohlweißlings ist in jedem Jahr großen Schwankungen unterworfen. Dennoch gehört er nach wie vor zu den häufigsten Tagfalterarten in NRW und ist von der Tiefebene bis ins Bergland verbreitet.



Großer Kohlweißling (Foto © Jochen Rodenkirchen, Erftstadt, xxl-Foto bei Bildklick)

Auch in NRW liegt für den Großen Kohlweißling keine Gefährdungssituation vor.

Benutzte Literatur
BELLMANN, H. (2016): Der Kosmos Schmetterlingsführer. Kosmos Naturführer. Schmetterlinge, Raupen und Nahrungspflanzen. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 448 S.

BÜHLER-CORTESI, T. (2009): Schmetterlinge. Tagfalter der Schweiz. Haupt-Verlag. 238 S.

DÖRING, E. (1955): Zur Morphologie der Schmetterlingseier. Akademie-Verlag, Berlin.

EBERT, G. & E. RENNWALD (Hrsg.) (1993): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 2: Tagfalter II. Eugen Ulmer GmbH & Co. 535 S.

KOCH, M. (1984): Wir bestimmen Schmetterlinge - Tagfalter Deutschlands. Ausgabe in einem Band; Neumann Verlag Radebeul. 792 S.

NOVAK, I. & SEVERA, F. (1992): Der Kosmos-Schmetterlingsführer. 5., überarb. und verb. Aufl. Stuttgart: Franckh-Kosmos. 357 S.

PÄHLER, R. & H. DUDLER (2010): Die Schmetterlingsfauna von Ostwestfalen-Lippe und angrenzender Gebiete in Nordhessen und Südniedersachsen. Band 1. - Eigenverlag. 608 S. Verl

REINHARDT, R. & R. BOLZ (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Tagfalter (Rhopalocera) (Lepidoptera: Papillionoidea et Hesperioidea) Deutschlands. Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3), S. 167-194, Bundesamt für Naturschutz

SAUER, F. (1982): Raupe und Schmetterling nach Farbfotos erkannt - Karlsfeld (Fauna-Verlag); 184 S.

SCHUMACHER et al. (2010): Rote Liste und Artenverzeichnis der Schmetterlinge - Lepidoptera - in Nordrhein-Westfalen. 4. Fassung, Stand Juli 2010 pdf

SCHWEIZERISCHER BUND FÜR NATURSCHUTZ (HRSG.)(1987): Tagfalter und ihre Lebensräume. - Arten - Gefährdung - Schutz. 516 S.

TOLMAN, T. & R. LEWINGTON (2012): Schmetterlinge Europas und Nordwestafrikas. Alle Tagfalter - Über 2000 Arten. 2. Aufl. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 383 S.

WEIDEMANN, H.-J. (1986): Tagfalter: Biologie - Ökologie - Biotopschutz. - Melsungen: Neumann-Neudamm (JNN-Naturführer), Bd. 2, 372 S.

WILLNER, W. (2017): Taschenlexikon der Schmetterlinge Europas. Alle Tagfalter im Porträt. Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim. 450 S.


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Weitere Informationen zu Schmetterlingen (Lepidoptera) im Internet

Portal für Schmetterlinge und Raupen (Walter Schön): über 13.000 Fotos, mehr als 1050 Artenportraits, Bestimmungshilfen, Infos, Kontakte, Links (Stand 02/2018)

Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V.: Infos, Kontakte, Links

Naturschutzbund (NABU) Nordrhein-Westfalen: TagfalterMonitoring in NRW, Kartieranleitung, Kommentierte Artenliste NRW, Infos...

Moths and Butterflies of Europe and North Africa: Diese italienische Seite in englischer Sprache zeigt jede Menge Fotos zu den Tag- und Nachtfaltern Europas.


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