Homepage

Konzeptidee

Artenlisten

Artenprofile

Naturschutz-Praxis

Chronologie

Links

Buchempfehlungen

Newsletter

Natur-Videos

Fotogalerie

Dank an...

Spiel

Suche

Kontakt & Spende

Hilfe

Impressum


 
 

Silbergrüner/Silbergrauer Bläuling - Polyommatus coridon (PODA, 1761)
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 05.11.2013


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Bläulinge und Feuerfalter (Lycaenidae)
Synonym: Lysandra coridon

Fotos (© Christine Reichardt)
Göttingen (Niedersachsen) - NSG Bratental (1, 3-4),
Trockenrasen bei Harste/Göttingen (2, 5-6)


(xxl-Foto)
14.07.2009
Männchen

(xxl-Foto)
24.07.2012
Männchen

(xxl-Foto)
23.07.2012
Männchen
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
23.07.2012
Männchen

(xxl-Foto)
12.07.2011
Weibchen

(xxl-Foto)
24.07.2012
Weibchen
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen



Flügelunterseiten: Pärchen (rechts: Weibchen, links: Männchen) des Silbergrünen Bläuling (Polyommatus coridon)
Foto: Christine Reichardt, 12.07.2011, NSG bei Harste/Göttingen, xxl-Ansicht bei Mausklick


Männchen und Weibchen: deutlich gescheckte Fransen; weißes Dreieck auf der Hinterflügelunterseite; Sexualdimorphismus (= Weibchen und Männchen sehen sehr unterschiedlich aus)

Flügelspannweite: 30-35 mm

Männchen: silbrig-grün-blaue Flügeloberseite (nie himmelblau im Gegensatz zu P. bellargus!); breiter und dunkler Flügelrand; Unterseite auf dem Vorderflügel hellgrau bis weiß und auf dem Hinterflügel sandfarben



Flügeloberseiten: Pärchen (rechts: Männchen, links: Weibchen) des Silbergrünen Bläuling (Polyommatus coridon)
Foto: Christine Reichardt, 13.07.2009, NSG Bratental/Göttingen, xxl-Ansicht bei Mausklick

Weibchen: braungraue Flügeloberseite; deutliche orangene, halbmondförmige Randflecken; Flügelunterseiten mokkabraun aber Vorderflügel heller

Ei: kugelig; an beiden Polen abgeplattet; grünlichweiß gefärbt; mit polygonalem Netzwerk

Raupe: gras- bis dunkelgrüne Grundfarbe; Rücken- und Seitenwülste mit kräftig gelben Fleckenreihen; Behaarung mit hellgelben Härchen (-> Polyommatus bellargus-Raupe mit hellgelben aber schwärzlich erscheinenden Härchen); die Raupen des Himmelblauen Bläulings ist bereits Ende April erwachsen, die des Silbergrünen Bläuling erst Ende Mai/Anfang Juni.

Puppe: schmutzig braungelb gefärbt; dunkle Rückenlinie; weißliche Flügelscheiden; Hinterleib nicht granuliert (im Gegensatz zur Puppe von Polyommatus bellargus)


Ähnliche Arten:

Himmelblauer Bläuling (Polyommatus bellargus): Das coridon-Weibchen kann mit dem bellargus-Weibchen leicht verwechselt werden. Die Zeichnung der Flügelunterseiten sind bei P. bellargus etwas kontrastreicher.

Lebensraum



Fundgebiet der unten gezeigten Raupe: Trockenrasen mit Wiesensalbei
(Foto: Axel Steiner, 05.06.2010, Eifel/NRW (zwischen Wachendorf und Iversheim), xxl-Ansicht bei Mausklick

Bevorzugt besiedelt der Silbergrüne Bläuling z. B. Trocken- und Halbtrockenrasen auf kalkhaltigen Böden, Kalkmagerrasen, Wacholderheiden, Glatthaferwiesen, Wald- und Wegränder, Böschungen oder Dämme in offenen oder gebüschreichen Lebensräumen bis etwa 2100 m Höhe. An geeigneten Standorten können die Falter in großer Anzahl vorkommen. Ein wichtiger Bestandteil besiedelter Habitate ist in der Regel der Bewuchs mit der Hauptraupennahrungspflanze Hufeisenklee (Hippocrepis comosa).



Wiese mit unzähligen Silbergrünen Bläulingen (Polyommatus coridon)
Foto: Christine Reichardt, 24.07.2012, NSG bei Harste/Göttingen, xxl-Ansicht bei Mausklick

Biologie und Lebensweise
Der Silbergrüne Bläuling ist während seiner Flugzeit, die von Anfang/Mitte Juli bis September reicht, in einer Generation zu beobachten. Die Männchen sollen etwas eher erscheinen als die Weibchen. Diese legen ihre Eier in Bodennähe am Pflanzenstängel der Raupenfutterpflanze (-> Polyommatus bellargus Eiablage wohl meist an den Blättern), also dem Hufeisenklee, ab. Die Raupe überwintert wohl im Ei (in der Literatur wird das von einigen Autoren mit einem ? versehen) und schlüpft im März/April des nächsten Jahres.



Weibchen des (Polyommatus coridon)
Foto: Christine Reichardt, 13.07.2009, NSG Bratental/Göttingen, xxl-Ansicht bei Mausklick

Die Raupe frißt nachts und versteckt sich tagsüber unter Moos und Steinen. Das von mir fotografierte Exemplar wurde von mir auch unter einem Stein gefunden.
Die Verpuppung der Raupen erfolgt Ende Juni unter dem Bewuchs am Boden oder unter Steinen. Bei den Raupen des Silbergrauen Bläulings kommt es zu einer ungewöhnlichen Gemeinschaft mit verschiedenen Ameisengattungen (Lasius, Formica, Myrmica). Sie werden - ähnlich wie viele Blattlausarten - von Ameisen besucht und betrillert. Grund für diese ungewöhnlichen Besuche sind abdominale Drüsen der Bläulingsraupen, die eine zuckerhaltige Lösung absondern. Diese Leckerchen nehmen die Ameisen gerne zu sich. Als Gegenleistung werden vermutlich Fraßfeinde der Raupe von den Ameisen, welche die Raupe fast ständig umgeben, abgewehrt. Dennoch werden die Raupen häufig parasitiert (z. B. von Zehrwespen).
In Laborversuchen (MASCHWITZ & FIEDLER (1988): Koexistenz, Symbiose, Parasitismus: Erfolgsstrategien der Bläulinge. - Spektrum der Wissenschaft, 5/1988: 56-66 in EBERT (1993)) konnte gezeigt werden, dass die von den Ameisen "geerntete" Zuckerlösung der Bläulingsraupen erheblich zur Ernährung eines Ameisenvolkes beitragen. Als Gegenleistung bauen die Ameisen für die Raupen des Öfteren eine Art Unterstand aus Erde ("Erdpavillon"), der die Raupen z. B. vor Feinden schützen soll.

   

   

   

Raupe des Silbergrünen Bläuling (Polyommatus coridon, conf. Gabriel Hermann) mit Ameisen der Gattung Lasius (s. str.) sp. (det. Philipp Hönle). Auf dem Bild u. rechts kann man den schlitzförmigen Spalt erkennen, aus dem die Raupe die von den Ameisen begehrte Flüssigkeit absondert. Aufgrund des späten Aufnahmedatums Anfang Juni kann diese Raupe als Raupe vom Silbergrünen Bläuling angesprochen werden und von dem zu diesem Zeitpunkt bereits in der 1. Generation adulten Himmelblauen Bläulings abgetrennt werden. Fotos: Axel Steiner, 05.06.2010, Eifel/NRW (NSG Kalkuppenlandschaft zwischen Wachendorf und Pesch), xxl-Ansicht bei Mausklick




Pärchen (Kopula) des Silbergrünen Bläuling (Polyommatus coridon)
Foto: Christine Reichardt, 24.07.2012, NSG bei Harste/Göttingen, xxl-Ansicht bei Mausklick


In den heißen Mittagsstunden finden sich die Silbergrünen Bläulinge zur Paarung (Kopula) zusammen.

Abends versammeln sich die Falter zu sogenannten "Schlafgemeinschaften". Dabei sitzen die Falter kopfunter mit zusammengeklappten Flügeln z. B. an Grashalmen oder an den Dolden der Wilden Möhre.



Silbergrüner Bläuling (Polyommatus coridon) als Beute einer Krabbenspinne
Foto: Christine Reichardt, 12.07.2011, NSG bei Harste/Göttingen, xxl-Ansicht bei Mausklick

Nahrung
Imago: Skabiosenflockenblume, Kratzdistel, Dost (Origanum vulgare), Gewöhnlicher Hornklee, verschiedene Schmetterlingsblütler, die Falter saugen auch an feuchten Bodenstellen

Raupe: hauptsächlich Hufeisenklee (Hippocrepis comosa), in der Literatur werden aber auch Bunte Kronwicke (Coronilla varia), Süßer Tragant (Astragalus glycyphyllos) und Wicken (Vicia) angegeben

Verbreitung in D/Welt
Als Anzeiger magerer Böden hat der Silbergrüne Bläuling mit typischen, heutzutage allgegenwärtigen Problemen, wie z. B. intensiv geführter Landwirtschaft, Überdüngung, Aufforstung und Bebauungsmaßnahmen, zu kämpfen. Die Umwandlung von artenreichen Magerrasen zu artenarmen Grasäckern bedeutet das Aus u. a. auch für den Silbergrünen Bläuling.

In fast ganz Europa verbreitet. Nördlich bis Südengland und Litauen (nicht in Fennoskandinavien und auf den Mittelmeerinseln!), Balkan, Griechenland, im europäischen Teil der Türkei, der Ukraine und im Ural vorkommend.

Neben der hiesigen Unterart Polyommatus (Lysandra) coridon coridon (PODA, 1761) werden in der Literatur für Europa weitere Unterarten (siehe unten) angegeben.



Weibchen (rechts) und Männchen (links) des Silbergrünen Bläuling (Polyommatus coridon) im Gegenlicht
Foto: Christine Reichardt, 24.07.2012, Harste/Göttingen, xxl-Ansicht bei Mausklick


Polyommatus (Lysandra) coridon gennargenti (LEIGHEB, 1987): Sardinien, Italien

Polyommatus (Lysandra) coridon nufrellensis (SCHURIAN, 1977): Korsika

Innerhalb Deutschlands ist Polyommatus coridon südlich von Schleswig-Holstein in ganz Deutschland verbreitet. Die Art wird vom Norden in Richtung Süden immer häufiger und gilt z. B. in Bayern oder Baden-Württemberg bereits als weit verbreitet.

Verbreitung in NRW
In der Roten Liste und dem Artenverzeichnis der Schmetterlinge von Nordrhein-Westfalen (2010) ist die Art in NRW nur aus den Großräumen Weserbergland (= stark gefährdet) und Eifel/Siebengebirge (= gefährdet) gemeldet. Nach Informationen von Frau Reichardt kann man den Falter im Großraum Weserbergland im Kreis Höxter u. a. im NSG Hellberg-Schaffelberg und im NSG Schwiemelkopf antreffen. Mein Fundort der Raupe in der Eifel (NRW) lag im NSG Kalkuppenlandschaft zwischen Wachendorf und Pesch.
In allen anderen NRW-Naturräumen gilt die Art als verschollen oder ausgestorben. In der Niederrheinischen Bucht war Polyommatus coridon früher stellenweise nicht selten. Aktuell sind dort jedoch etablierte Populationen nicht mehr bekannt und es liegen nur Einzelbeobachtungen von zugewanderten Faltern vor.
Insgesamt wird der Silbergrüne Bläuling in NRW aufgrund der Durchführung von Schutzmaßnahmen als "stark gefährdet" (= RL 2S) geführt.



3 Männchen des Silbergrünen Bläuling (Polyommatus coridon)
Foto: Christine Reichardt, 24.07.2012, Harste/Göttingen, xxl-Ansicht bei Mausklick

Benutzte Literatur
BAMANN, T./www.terragraphie.de: Polyommatus coridon (Silbergrüner Bläuling), Stand: 05.11.2013

BÜHLER-CORTESI, T. (2009): Schmetterlinge. Tagfalter der Schweiz. Haupt-Verlag. 238 S.

EBERT, G. & E. RENNWALD (Hrsg.) (1993): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 2: Tagfalter II. Eugen Ulmer GmbH & Co. 535 S.

KOCH, M. (1984): Wir bestimmen Schmetterlinge - Tagfalter Deutschlands. Ausgabe in einem Band; Neumann Verlag Radebeul. 792 S.

NOVAK, I. & SEVERA, F. (1992): Der Kosmos-Schmetterlingsführer. 5., überarb. und verb. Aufl. Stuttgart: Franckh-Kosmos. 357 S.

PÄHLER, R. & H. DUDLER (2010): Die Schmetterlingsfauna von Ostwestfalen-Lippe und angrenzender Gebiete in Nordhessen und Südniedersachsen. Band 1. - Eigenverlag. 608 S. Verl

RUCKSTUHL, T. (2002): Schmetterlinge und Raupen. Bestimmen - Kennenlernen - Schützen. Gondrom Verlag. Bindlach. 240 S.

SCHUMACHER et al. (2010): Rote Liste und Artenverzeichnis der Schmetterlinge - Lepidoptera - in Nordrhein-Westfalen. 4. Fassung, Stand Juli 2010 pdf

SCHWEIZERISCHER BUND FÜR NATURSCHUTZ (HRSG.)(1987): Tagfalter und ihre Lebensräume. - Arten - Gefährdung - Schutz. 516 S.

TOLMAN, T. & R. LEWINGTON (2012): Schmetterlinge Europas und Nordwestafrikas. Alle Tagfalter - Über 2000 Arten. 2. Aufl. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 383 S.

WEIDEMANN, H.-J. (1986): Tagfalter: Entwicklung - Lebensweise. - Melsungen: Neumann-Neudamm (JNN-Naturführer), Bd. 1. 282 S.

WILLNER, W. (2012): Die Schmetterlinge Deutschlands in ihren Lebensräumen. Finden und Bestimmen. Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim. 288 S.


Zur Buchliste weiterer interessanter Schmetterling-Bücher auf www.natur-in-nrw.de

Weitere Informationen zu Schmetterlingen (Lepidoptera) im Internet

Portal für Schmetterlinge und Raupen (Walter Schön): über 10.000 Fotos, mehr als 950 Artenportraits, Bestimmungshilfen, Infos, Kontakte, Links (Stand 11/2013)

Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V.: Infos, Kontakte, Links

Naturschutzbund (NABU) Nordrhein-Westfalen: TagfalterMonitoring in NRW, Kartieranleitung, Kommentierte Artenliste NRW, Infos...

Moths and Butterflies of Europe and North Africa: Diese italienische Seite in englischer Sprache zeigt jede Menge Fotos zu den Tag- und Nachtfaltern Europas.


Zur Linkliste weiterer interessanter Schmetterling-Internetseiten auf www.natur-in-nrw.de