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Blauer Eichen-Zipfelfalter - Favonius quercus (LINNAEUS, 1758)
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 04.07.2017


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie:
Bläulinge und Feuerfalter (Lycaenidae)

Synonyme:


Neozephyrus quercus, Quercusia quercus,
Papilio quercus, Papilio epeus, Zephyrus iberica

Fotos (© Jochen Rodenkirchen)



(xxl-Foto)

Weibchen
24.06.2017

(xxl-Foto)

Weibchen
24.06.2017

(xxl-Foto)

Weibchen
24.06.2017
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen

Flügelunterseite mit dünner weißer leicht gezackter Querlinie auf grauer Grundfärbung; 2 orangene Flecke am hinteren Rand der Hinterflügelunterseiten in der Nähe des sehr kurzen, schmalen "Schwänzchens"/Zipfels

Spannweite: 28-33 (bis 35) mm



Weibchen des Blauen Eichen-Zipfelfalter (Foto © Jochen Rodenkirchen, 24.06.2017, xxl-Foto bei Bildklick)


Männchen: Oberseite der Flügel vollständig violettblau (stumpf schimmerndes lila) gefärbt, mit Ausnahme eines dunkelbraunen Randbereichs

Weibchen: Oberseite der Vorderflügel mit 2 leuchtend violettblauen Flecken, ansonsten dunkelbraun gefärbte Flügeloberseiten

Ei: weißlich/gräulich gefärbt, tiefwabig mit spitzen Zacken, die an einen Stern erinnern

Raupe: bis 15 mm lang; erwachsene Raupe = gelblich bis rotbraun und mit ihren seitlichen Längswülsten ziemlich breit und flach gebaut; brauner Kopf; Rücken mit schmalem, dunkelbraunen Rückenstreifen mit je einem grossen, nach hinten gerichteten Dreiecksfleck

Puppe: einfarbig rötlichdunkelbraun; matt; tönnchenförmig/rundlich; der Brustbereich springt seitlich relativ stark hervor; mit Trompetenhaaren; ohne Gürtelfaden frei am Boden liegend


Ähnliche Arten:

Aufgrund der charakteristischen Flügelunterseite unverwechselbar.

Lebensraum
Geeignete Lebensräume stellen für den Blauen Eichen-Zipfelfalter Mischwälder mit Eichenanteilen, wie z. B. Eichen-Birkenwälder oder Trockenwälder aber auch Eichen-Ulmen-Auenwälder, dar. Auch in einzeln stehenden Eichen oder an Waldrändern halten sich die Falter gerne in den Kronenbereichen auf. Größere Parkanlagen mit Eichen oder Eichengebüsche kommen ebenfalls als Lebensraum in Frage. Wichtig scheint insbesondere für die Eiablage zu sein, dass besonnte Zweige der Eichen bis dicht an den Boden herabhängen.



Dieser Blaue Eichen-Zipfelfalter zeigte keine Angst vor menschlicher Nähe. Vielleicht sind für ihn ja auch noch wertvolle Mineralien in Form von Schweißtröpfchen abgefallen... (Foto © Christiane Pieper, 16.07.2015, Radevormwald, xxl-Foto bei Bildklick)

Biologie und Lebensweise
Von April bis Juni kann man die Raupen an verschiedenen Eichenarten finden. Sie sind allerdings aufgrund ihrer Färbung bestens an ihre Frasspflanzen angepasst und meist nur über gezielte Suchen, z. B. mittels Abklopfen geeigneter Äste, nachweisbar. Die Raupen verpuppen sich Anfang Juni frei in der Moos-/Laubschicht. Interessanterweise kann die Puppe bei Störungen deutlich hörbare Zirplaute absondern.



Weibchen des Blauen Eichen-Zipfelfalter (Foto © Jochen Rodenkirchen, 24.06.2017, xxl-Foto bei Bildklick)

Von Mitte Juni bis Ende August/Anfang September fliegen dann die Falter, mit einem Höhepunkt im Juli, in einer Generation. Sie sonnen sich gerne mit ausgebreiteten Flügeln. Da die Tiere meist in der Kronenregion der Eichen fliegen, werden sie nicht so häufig beobachtet und nachgewiesen. Meist kommen die Falter wohl nur in den Morgenstunden und spätnachmittags von den oberen Baumregionen herab in bodennähere Zonen. Sie halten sich während der heißen Mittagsstunden wohl bevorzugt in schattigen oder sogar feuchten Bereichen auf.
Die Falter legen ihre Eier an dicken blühfähigen, besonnten Knospen, oft in der Nähe der Zweigspitzen der unteren Zweige (ca. in 1,5 m Höhe), ab. Die Raupen schlüpfen und überwintern in den Eiern bis zum nächsten Frühling. In der Literatur finden sich Angaben, dass die Eier des Blauen Eichen-Zipfelfalters gelegentlich von Zehrwespen der Gattung Trichogramma parasitiert werden, die bereits im Herbst schlüpfen (in EBERT et al., 1993).
Im Frühjahr verlassen die Raupen das Ei und bohren sich sofort in die Blütenknospen und fressen zunächst geschützt in den Knospen. Nach dem Laubaustritt fressen sie dann, solange Eichenblüten zur Verfügung stehen, an den Blüten und nach deren Fehlen ersatzweise auch an Blättern. Sie halten sich hauptsächlich an den unteren Eichenästen auf, wo man sie mittels "klopfen" nachweisen kann.



Blauer Eichen-Zipfelfalter an Lavendelblüten (Foto © Jochen Rodenkirchen, 24.06.2017, xxl-Foto bei Bildklick)

Nahrung
Raupe: Die Raupe frisst insbesondere Eichenblüten und notfalls auch die Blätter verschiedener Eichenarten (Stiel-Eiche Quercus robur und Trauben-Eiche Quercus petrea).

Falter: Die Falter saugen an Blattlausausscheidungen auf Blättern (= Honigtau), besuchen verschiedene Blütenpflanzen, wie z. B. Faulbaum, Zwerg-Holunder, Wiesen-Bärenklau oder Goldrute oder lassen sich auch einmal eine Portion Obstsaft schmecken (siehe Fotos).



Blauer Eichen-Zipfelfalter an Kirsche (Foto © Jochen Rodenkirchen, 24.06.2017, xxl-Foto bei Bildklick)

An heißen Tagen saugen sie auch Wasser und Mineralien an nassen Bodenstellen auf.



Gelegentlich sieht man Blaue Eichen-Zipfelfalter auch in waldangrenzenden Lebensräumen, wie Wiesen, Gärten oder Streuobstwiesen, wo sie dann auch an Obst saugen (Foto © Jochen Rodenkirchen, 24.06.2017, xxl-Foto bei Bildklick)

Verbreitung in D/Welt
Der Blaue Eichen-Zipfelfalter ist in ganz Europa mit Ausnahme des Norden Irlands und Englands und der Mitte und des Nordens Skandinaviens, verbreitet. Ferner in Vorderasien bis nach Armenien und Nordafrika vorkommend. Laut BELLMANN (2016) ist die Art gebietsweise ziemlich häufig.



Weibchen des Blauen Eichen-Zipfelfalter (Foto © Jochen Rodenkirchen, 24.06.2017, xxl-Foto bei Bildklick)

In der deutschen Roten Liste der Tagfalter (REINHARDT & BOLZ, 2011) ist der Blaue Eichenzipfelfalter als ungefährdet und häufig bei gleichbleibenden Beständen, ohne erkennbare negative oder positive Entwicklungstrends, beschrieben.

Verbreitung in NRW
Nach SCHUMACHER et al. (2010) ist Favonius quercus in NRW insgesamt ungefährdet, lediglich in den Naturgroßräumen Westfälische Bucht und Westfälisches Tiefland ist die Art mit dem RL-Status 3 = "gefährdet" als seltener eingestuft.

Benutzte Literatur
BELLMANN, H. (2016): Der Kosmos Schmetterlingsführer. Kosmos Naturführer. Schmetterlinge, Raupen und Nahrungspflanzen. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 448 S.

BÜHLER-CORTESI, T. (2009): Schmetterlinge. Tagfalter der Schweiz. Haupt-Verlag. 238 S.

EBERT, G. & E. RENNWALD (Hrsg.) (1993): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 2: Tagfalter II. Eugen Ulmer GmbH & Co. 535 S.

KOCH, M. (1984): Wir bestimmen Schmetterlinge - Tagfalter Deutschlands. Ausgabe in einem Band; Neumann Verlag Radebeul. 792 S.

NOVAK, I. & SEVERA, F. (1992): Der Kosmos-Schmetterlingsführer. 5., überarb. und verb. Aufl. Stuttgart: Franckh-Kosmos. 357 S.

PÄHLER, R. & H. DUDLER (2010): Die Schmetterlingsfauna von Ostwestfalen-Lippe und angrenzender Gebiete in Nordhessen und Südniedersachsen. Band 1. - Eigenverlag. 608 S. Verl

REINHARDT, R. & R. BOLZ (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Tagfalter (Rhopalocera) (Lepidoptera: Papillionoidea et Hesperioidea) Deutschlands. Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3), S. 167-194, Bundesamt für Naturschutz

RUCKSTUHL, T. (2002): Schmetterlinge und Raupen. Bestimmen - Kennenlernen - Schützen. Gondrom Verlag. Bindlach. 240 S.

SCHUMACHER et al. (2010): Rote Liste und Artenverzeichnis der Schmetterlinge - Lepidoptera - in Nordrhein-Westfalen. 4. Fassung, Stand Juli 2010 pdf

SCHWEIZERISCHER BUND FÜR NATURSCHUTZ (HRSG.)(1987): Tagfalter und ihre Lebensräume. - Arten - Gefährdung - Schutz. 516 S.

TOLMAN, T. & R. LEWINGTON (2012): Schmetterlinge Europas und Nordwestafrikas. Alle Tagfalter - Über 2000 Arten. 2. Aufl. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 383 S.

WEIDEMANN, H.-J. (1986): Tagfalter: Biologie - Ökologie - Biotopschutz. - Melsungen: Neumann-Neudamm (JNN-Naturführer), Bd. 2. 372 S.

WILLNER, W. (2017): Taschenlexikon der Schmetterlinge Europas. Alle Tagfalter im Porträt. Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim. 450 S.


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Weitere Informationen zu Schmetterlingen (Lepidoptera) im Internet

lepiforum: Blauer Eichen-Zipfelfalter

Portal für Schmetterlinge und Raupen (Walter Schön): ca. 12.000 Fotos, ca. 1050 Artenportraits, Bestimmungshilfen, Infos, Kontakte, Links (Stand 07/2017)

Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V.: Infos, Kontakte, Links

Naturschutzbund (NABU) Nordrhein-Westfalen: TagfalterMonitoring in NRW, Kartieranleitung, Kommentierte Artenliste NRW, Infos...

Moths and Butterflies of Europe and North Africa: Diese italienische Seite in englischer Sprache zeigt jede Menge Fotos zu den Tag- und Nachtfaltern Europas.


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