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Habichtskrautspinner, Habichtskraut-Wiesenspinner
Lemonia dumi (LINNAEUS, 1761)
Artenprofil von Hans-Joachim Weigt


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Wiesenspinner (Lemoniidae)

Fotos (© Hans-Joachim Weigt)
Umgebung von Senden (Münsterland, 1-4)


(xxl-Foto)
Männchen
20.09.2009

(xxl-Foto)
Weibchen
04.09.2009
 
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
Männchen
18.09.2009

(xxl-Foto)
Männchen in Schreckstellung
20.09.2009
 
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen

Der dunkelbraune Körper ist dicht ockergelb behaart. Bei männlichen Tieren kommt eine rotbraune Färbung auf dem Thorax hinzu. Der Hinterleib ist ockergelb und braun geringelt. Alle Flügel sind dunkelgrau. Die Zeichnung bildet Binden von goldgelber Farbe. Ebenso gefärbt sind der große Mittelpunkt und die Flügelfransen.
Der weibliche Falter ist zumeist etwas heller gefärbt und deutlich dünner beschuppt. Die Grundfarbe ist eher dunkelbraun. Es ist größer als das Männchen und sehr plump. Die Unterseite der Flügel ist bei beiden Geschlechtern ockergelb mit breiten dunkelgrauen Binden. Die Fühler des Männchens sind dunkelbraun und auffallend groß. Sowohl diese als auch die deutlich kleineren Fühler des Weibchens sind doppelkammzähnig. Da der Rüssel nur rudimentär vorhanden ist, nehmen die Falter keine Nahrung zu sich.

Flügelspannweite: Die Spannweiten präparierter Tiere betragen beim Männchen etwa 25 und beim Weibchen 29 mm.

Ei: Das fast kugelige Ei ist hell-braungrau mit dunkleren braunen Binden und einer ebenso gefärbten Maserung. Die Mikropylrosette ist stark konkav und erscheint als schwarzer runder Fleck. Das Ei hat einen Durchmesser von etwa 1,6 mm.



Ei des Habichtskrautspinner (Foto © Hans-Joachim Weigt) (xxl-Foto)


Raupe: In den ersten zwei Larvalstadien ist die Raupe ganz schwarz, mit feiner brauner Behaarung.



L2-Raupe des Habichtskrautspinner (31.03.2009, Foto © Hans-Joachim Weigt)


Ausgewachsen misst sie zwischen 5 und 7 cm, je nachdem, ob sich aus ihr eine männliche oder weibliche Imago entwickelt. Sie hat einen schwarzen Kopf, ist aber sonst dunkelbraun gefärbt. Auffallend ist ein intensiver dunkelblauer Schimmer, der den gesamten Körper bedeckt. Im Rückenbereich befinden sich beiderseits tief schwarze schmale Streifen, die von orangebraunen flachen Papillen begleitet werden. Von diesen geht eine gelbbraune lockere Behaarung aus.



Ausgewachsene Raupe des Habichtskrautspinner (28.04.2009, Foto © Hans-Joachim Weigt) (xxl-Foto)


Puppe: Ebenso wie Imagines und Raupen zeigen auch die dunkelbraunen, glatten Puppen starke Größenunterschiede. Männliche Puppen sind etwa 25 mm, weibliche bis zu 35 mm lang.



Puppen des Habichtskrautspinner (links: Weibchen, rechts: Männchen, August 1981, Foto © Hans-Joachim Weigt)

Lebensraum



Typisches Biotop des Habichtskrautspinners: Grabenböschung mit Vorkommen von Habichtskraut
(Münsterland - Umgebung von Senden, Foto © Hans-Joachim Weigt) (xxl-Foto)

Der Habichtskrautspinner bevorzugt ungestörte, mäßig feuchte Habitate der Park- und Offenlandschaft, oft in Wald- oder Gebüschnähe. Es sind dies zumeist lückig bewachsene Magerwiesen, oft auf Sandböden. Wichtig sind hierbei natürliche Vorkommen von Löwenzahnarten oder Habichtskraut. Auf Weideland kommt die Art trotz des hohen Löwenzahnanteils nicht vor. Die wenigen, mir bekannten Vorkommen befinden sich in der Nähe von Mooren.

Biologie und Lebensweise
Lemonia dumi gehört eindeutig zu den besonderen Kostbarkeiten der Fauna NRWs und ist hochgradig gefährdet. Die Rote Liste 1999 stuft die Art in der Kategorie 1 "vom Aussterben bedroht" ein. Die Imagines fliegen recht spät im Jahr. Sie wurden im Bereich des Emsdettener Venns in den 1980er Jahren von Anfang bis Mitte Oktober beobachtet. Neue Beobachtungen zeigen, dass auch bei dieser Art eine Zeitverschiebung stattgefunden hat. 2003 konnte ich schon am 20. September ein Männchen beobachten. Eine Zucht in 2009 unter natürlichen Bedingungen ergab die Imagines in einem Zeitraum vom 04.09. bis zum 16.09. Auch die Raupen traten besonders früh auf: Ich fand sie im L2-Stadium Anfang April. Am Ende dieses Monats verpuppten sie sich bereits.

Der Habichtskrautspinner ist tagaktiv. Während die trägen Weibchen nach dem Schlüpfen in der niederen Vegetation verharren, fliegen die Männchen in schnellem unsteten Flug bereits am späten Vormittag bei Sonnenschein aus. Die Kopula wurde am Nachmittag beobachtet. Die Männchen sterben zumeist schon am nächsten Tag. Die Weibchen fliegen erst längere Strecken, wenn sie einen großen Teil ihres Eivorrates abgelegt haben. Sie legen ihre Eier klumpenweise an trockene Halme. Auch sie leben dann nur noch wenige Stunden. Die Eier überwintern und entlassen die Raupen bei warmem stabilen Wetter im Frühjahr. Die schnellwüchsigen Raupen lieben ein gewisses Maß an Feuchtigkeit. Ich beobachtete sie mehrfach bei der Aufnahme von Morgentau.

Zur Vepuppung kriechen sie zumeist unter welke Blätter ihrer Nahrungspflanze oder Pflanzen der unmittelbaren Umgebung. Die Puppe ruht ohne Gespinnst in einer Mulde direkt auf dem Boden. Da sie auf starke Wetterschwankungen, extreme Trockenheit und Störung mit Absterben reagiert, erklärt sich hieraus wohl das überall seltene Vorkommen der Art.

Nahrung
An den mir bekannten Standorten frisst die Raupe an Löwenzahnarten, meist Leontodon- und Taraxacum spec., sowie an Kleinem Habichtskraut (Hieracium pilosella). Die Imagines haben nur rudimentär entwickelte Rüssel. Sie nehmen keine Nahrung auf.



Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella) (28.04.2009, Foto © Hans-Joachim Weigt)

Verbreitung in D/Welt
Die Art kommt nur noch an wenigen Stellen in Deutschland vor, da sie Kulturland meidet. Sie ist südostasiatisch bis europäisch verbreitet. Im Westen und Nordwesten Europas fehlt sie stellenweise.

Verbreitung in NRW
In NRW gibt es nur ganz wenige aktuelle Vorkommen im Münsterland und in Ostwestfalen.

Weiterführende Literatur
BERGMANN, A. (1954): Die Großschmetterlinge Mittel-deutschlands, 4/1 Eulen. - Leipzig-Jena (Urania).

DÖRING, E. (1955): Zur Morphologie der Schmetterlingseier. - Berlin (Akademie-Verlag).

DUDLER, H. KINKLER, H. et. al. (1999): Rote Liste der gefährdeten Schmetterlinge (Lepidoptera) in Nordrhein-Westfalen - Schriftenreihe der Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten 17: 575-626, Recklinghausen.

EBERT, G. - HERAUSGEBER - (1998): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs, Band 4 - Nachtfalter II - Stuttgart (Ulmer)

FORSTER, W. & WOHLFAHRT, Th. A. (1971): Die Schmetterlinge Mitteleuropas, Band IV, Eulen (Lemoniidae) - Stuttgart (Franckh).

HOCK, W., KINKLER, H., LECHNER, R. et. Al (1997): Praxishandbuch Schmetterlingsschutz - LÖBF_Reihe Artenschutz, Band 1, Landesanstalt für Ökologie, Recklinghausen

KARSHOLT,O. & RAZOWSKI, J. (1996): The Lepidoptera of Europe. A Distributional Checklist - Stenstrup Danmark (Apollo Books)

KOCH, M. (1984): Wir bestimmen Schmetterlinge, Melsungen (Neumann,).

LERAUT, P. (1980): Liste systematique et synonymique des Lepidopteres de France, Belgique et Corse. - Alexanpr, Paris.

LEPIDOPTEREN ARBEITSGRUPPE (2000): Schmetterlinge und ihre Lebensräume Band 3 - Egg (Schweizerischer Bund für Naturschutz)

NIPPE, B. (2000): Atlas der Raupen europäischer und kleinasi-atischer Schmetterlinge- München

NOVAK, I. & SEVERA; F. (1992): Der Kosmos-Schmetterlingsführer- Stuttgart (Franckh)

PORTER, J. (1997): Colour Identification Guide to Caterpillars of The British Isles -London (Viking)

ROUGEOT, P. C. & VIETTE, P. (1983): Die Nachtfalter Europas und Nordafrikas. 1. Schwärmer und Spinner (1. Teil) - Keltern

SAUER, F. (1982): Raupe und Schmetterling nach Farbfotos erkannt - Karlsfeld (Fauna-Verlag)

SAUER, F. (1984): Heimische Nachtfalter nach Farbfotos erkannt - Karlsfeld (Fauna-Verlag)

SAUER, F. (1992): Die schönsten Raupen nach Farbfotos erkannt - Karlsfeld (Fauna-Verlag)

SEITZ, A. (1913): Die Großschmetterlinge der Erde, I. Abteilung: Die Großschmetterlinge des palaearktischen Faunengebietes, II. Band: Spinner und Schwärmer. - Stuttgart.

SKINNER, B. (1984): Moths of the British Isles - London


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Weitere Informationen zu Schmetterlingen (Lepidoptera) im Internet

Portal für Schmetterlinge und Raupen (Walter Schön): fast 6000 Fotos, mehr als 550 Artenportraits, Bestimmungshilfen, Infos, Kontakte, Links (Stand 07/2008)

Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V.: Infos, Kontakte, Links

Moths and Butterflies of Europe and North Africa: Diese italienische Seite in englischer Sprache zeigt jede Menge Fotos zu den Tag- und Nachtfaltern Europas.


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