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Kupferglucke - Gastropacha quercifolia (LINNAEUS, 1758)
Artenprofil von Hans-Joachim Weigt


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Lasiocampidae (Glucken)

Fotos (© Hans-Joachim Weigt)
Waldgebiet Davert bei Davensberg (1-3),
Kreis Minden-Lübbecke (Oppenweher Moor) (4)


(xxl-Foto)
Weibchen
05.07.2009

(xxl-Foto)
Weibchen
05.07.2009
 
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
Weibchen
05.07.2009

(xxl-Foto)
Männchen
07.07.1983
 
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen

Der wollig behaarte Körper sowie die Vorder- und Hinterflügel sind kupferbraun gefärbt. Der Thorax dorsalseits, die Flügelfransen, der Vorderrandbereich der Hinterflügel und der Basisbereich des Vorderflügelhinterrandes sind ziegelrot. Alle Flügel zeigen eine feine Linienzeichnung, die etwas dunkler als die Grundfarbe ist. Die Flügelränder sind auffällig gezackt. In Ruhehaltung werden die Vorderflügel dachartig steil aufgestellt und die Hinterflügel nach vorne verschoben. Diese Haltung erinnert an eine brütende Henne (Glucke), zumal die Palpen spitz schnabelartig vorstehen. Der Falter, der tagsüber gern im Bodenlaub ruht, ist hier hervorragend an seine Umgebung angepasst. Im Norden NRWs, in den wenigen, noch einigermaßen intakten Moorgebieten, lebt die forma alnifolia (OCHSEHEIMER, 1810), die wahrscheinlich bereits den Status einer geografischen Unterart erreicht hat. Die Falter sind nicht nur deutlich kleiner, sie sind auch düster graubraun gefärbt. Die orangebraunen Fransen und der auffällige bläuliche Glanz der Flügel lassen sie eigenartig aussehen. Auch die Raupe unterscheidet sich durch die fast schwarze Grundfärbung und die weiße Winkelzeichnung mit roten Punkten. Sie lebt an Heidekraut und Glockenheide.

Flügelspannweite: Die Kupferglucke gehört mit einer Spannweite von etwa 8 cm beim Weibchen zu den größten Lasiocampidae Mitteleuropas. Die Männchen sind um 20% kleiner.

Ei: Die Eier werden in Häufchen von bis zu 30 Stück abgelegt. Sie sind mit einem Durchmesser von 1,8 mm recht groß. Die Grundfarbe ist porzellanartig weiß mit einer grünlichen Kringel- und Linienzeichnung.



Eier der Kupferglucke (Foto © Hans-Joachim Weigt)


Raupe: Die Raupe ist ausgewachsen bis zu 10 cm groß. Sie ist fein behaart, schlank und ventralseits abgeplattet. Ihre Grundfärbung ist ziegelrot bis dunkelgrau mit weißlichen und dunkelbraunen, feinen Zeichnungselementen. Aufgeschreckt zieht sie den Kopf ein und zeigt dabei auf dem zweiten und dritten Segment einen schwarzblauen Querfleck.



Raupen der Kupferglucke (Fotos © Hans-Joachim Weigt) (xxl-Foto)




Raupe der Kupferglucke forma alnifolia (Foto © Hans-Joachim Weigt)


Puppe: Die Puppe ruht in einem spindelförmigen weichen Kokon aus Spinnfäden, in die die Raupenbehaarung mit eingearbeitet wird. Sie ist rauschalig und dunkelgrau, 20 mm (Männchen) und 35 mm (Weibchen) groß.



Puppenkokon der Kupferglucke (Foto © Hans-Joachim Weigt) (xxl-Foto)

Lebensraum
Die Art bewohnt lichte Wälder, Feldgehölze, Hecken, Streuobstwiesen, Alleebäume und alte einzeln stehende Obstbäume. Sie fliegt von Ende Juni bis Anfang August. Sie ist im Flachland etwas häufiger als im Bergland. Die Bestände gingen in den letzten zwei Jahrzehnten stark zurück. In der ROTEN LISTE (1999) wird sie als "stark gefährdet" eingestuft. Die forma alnifolia kommt in den heideartigen Verlandungszonen der Moore vor.

   

Typische Biotope der Kupferglucke, links Lebensraum mit wilden Kirschen, Holzapfel und Schlehen und rechts Lebensraum der forma alnifolia im Verlandungsbereich eines Moores (Fotos © Hans-Joachim Weigt) (xxl-Foto 1, 2)

Biologie und Lebensweise
Die Imagines treten als nachtaktive Tiere nur selten in Erscheinung, zumal sie ihre Tarnfunktion in trockenem Laub nahezu unsichtbar macht. Sie nehmen wie alle Gluckenspinner keine Nahrung auf. Dementsprechend kurz ist ihre Lebensdauer. Weibchen können 14 Tage alt werden, Männchen sterben nach vollzogener Kopula bereits wenige Tage später. Die Eiablage erfolgt in Klumpen an Blättern, Zweigen und nur selten am Stamm der Raupennahrungspflanze. Raupe schlüpft im August und verpuppt sich im Folgejahr im Mai und Juni. Der lockere Puppenkokon wird zwischen Blättern oder am Boden zwischen Kräutern recht offen angelegt. Die Puppenzeit ist mit etwa 4 Wochen recht kurz.

Nahrung
Die Raupe lebt überwinternd vor allem an wilden und verwilderten Ostgehölzen, gelegentlich auch an Schlehen. Sie frisst nur nachts und ruht am Tage ganz dicht an Äste und Zweige geschmiegt. Früher war sie recht häufig in Obstgärten. Als Folge von Spritzmaßnahmen ist sie hier jedoch kaum noch zu finden. Die Raupe der forma alnifolia lebt hingegen ausschließlich an Heidekraut und Glockenheide.

Verbreitung in D/Welt
Die Kupferglucke ist eine europäisch verbreitete Art, die zwar flächendeckend, aber wegen ihres starken Rückgangs nur noch an wenigen Orten, vorkommt.

Verbreitung in NRW
Das gleiche gilt auch für NRW. Auch hier ist die Art weit verbreitet, kommt aber nur noch an wenigen Orten vor.

Weiterführende Literatur
BERGMANN, A. (1953): Die Großschmetterlinge Mittel-deutschlands, 3. - Leipzig-Jena (Urania).

DÖRING, E. (1955): Zur Morphologie der Schmetterlingseier. - Berlin (Akademie-Verlag).

DUDLER, H. KINKLER, H. et. al. (1999): Rote Liste der gefährdeten Schmetterlinge (Lepidoptera) in Nordrhein-Westfalen - Schriftenreihe der Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten 17: 575 - 626, Recklinghausen.

EBERT, G. -HERAUSGEBER- (1994): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs, 4. Band, Nachtfalter II - Stuttgart (Ulmer)

FORSTER, W. & WOHLFAHRT, Th. A. (1960): Die Schmetterlinge Mitteleuropas, Band III, Spinner und Schwärmer (Bombyces et Sphinges). - Stuttgart (Franckh).

HOCK, W., KINKLER, H., LECHNER, R. et. Al (1997): Praxishandbuch Schmetterlingsschutz - LÖBF_Reihe Artenschutz, Band 1, Landesanstalt für Ökologie, Recklinghausen

KARSHOLT, O. & RAZOWSKI, J. (1996): The Lepidoptera of Europe. A Distributional Checklist - Stenstrup Danmark (Apollo Books)

KOCH, M. (1984): Wir bestimmen Schmetterlinge, Melsungen (Neumann).

LERAUT, P. (1980): Liste systematique et synonymique des Lepidopteres de France, Belgique et Corse. - Alexanpr, Paris.

LEPIDOPTEREN ARBEITSGRUPPE (2000): Schmetterlinge und ihre Lebensräume Band 3 - Egg (Schweizerischer Bund für Naturschutz)

NIPPE, B. (2000): Atlas der Raupen europäischer und kleinasiatischer Schmetterlinge - München

NOVAK, I. & SEVERA; F. (1992): Der Kosmos-Schmetterlingsführer- Stuttgart (Franckh)

PORTER, J. (1997): Colour Identification Guide to Caterpillars of The British Isles - London (Viking)

ROUGEOT, P.C. & VIETTE, P. (1983): Die Nachtfalter Europas und Nordafrikas. 1. Schwärmer und Spinner (1. Teil) - Keltern

SAUER, F. (1982): Raupe und Schmetterling nach Farbfotos erkannt - Karlsfeld (Fauna-Verlag)

SAUER, F. (1984): Heimische Nachtfalter nach Farbfotos erkannt - Karlsfeld (Fauna-Verlag)

SAUER, F. (1992): Die schönsten Raupen nach Farbfotos erkannt - Karlsfeld (Fauna-Verlag)

SEITZ, A. (1913): Die Großschmetterlinge der Erde, I. Abteilung: Die Großschmetterlinge des Palaearktischen Faunengebietes, II. Band: Spinner und Schwärmer. - Stuttgart.

SKINNER, B. (1984): Moths of the British Isles - London

WEIGT, H.-J. (2009): Schmetterlinge im Kreis Unna - Naturförderungsgesellschaft für den Kreis Unna, Band 3, Bergkamen.


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Weitere Informationen zu Schmetterlingen (Lepidoptera) im Internet

Portal für Schmetterlinge und Raupen (Walter Schön): über 5000 Fotos, mehr als 500 Artenportraits, Bestimmungshilfen, Infos, Kontakte, Links (Stand 08/2007)

Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V.: Infos, Kontakte, Links

Naturschutzbund (NABU) Nordrhein-Westfalen: TagfalterMonitoring in NRW, Kartieranleitung, Kommentierte Artenliste NRW, Infos...

Moths and Butterflies of Europe and North Africa: Diese italienische Seite in englischer Sprache zeigt jede Menge Fotos zu den Tag- und Nachtfaltern Europas.


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