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Blutrote Heidelibelle - Sympetrum sanguineum (O.F. MÜLLER, 1764)
Artenprofil von H. Gospodinova & H.-W. Wünsch
(Letzte Änderung: 24.12.2013)


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Libellen (Odonata)
Familie: Segellibellen (Libellulidae)
Gattung: Heidelibellen (Sympetrum)

Fotos (© Jochen Rodenkirchen (1-3), H.-W. Wünsch (4))
Juntersdorf (1-3), Wahner Heide (4)


(xxl-Foto)
25.6.2009

(xxl-Foto)
29.7.2010
 
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
03.07.2010

(xxl-Foto)
28.06.2009
 
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen

Die Blutrote Heidelibelle gehört mit einer Körperlänge von durchschnittlich 3,5 Zentimetern und einer Flügelspannweite zwischen 5 und 6 Zentimetern zu den mittelgroßen Heide- bzw. Segellibellen.
Beim adulten Männchen sind der Kopf, der Brustabschnitt (Thorax) und das Abdomen (Hinterleib) in einem auffallend kräftigen Rot gezeichnet. Das Abdomen ist leicht abgeflacht und ab dem 7. Segment keulig verbreitert. Auf der Oberseite des 8. und 9. Segmentes ist je ein schwarzer, rechteckiger Fleck zu erkennen. Die Beine der Art sind gegenüber den sonst sehr ähnlichen Arten wie der Gemeinen Heidelibelle (Sympetrum vulgatum) und der Großen Heidelibelle (Sympetrum striolatum) vollkommen schwarz und nicht mit gelben Streifen versehen.
Die Hinterflügel von Sympetrum sanguineum können an der Basis leicht gelblich gefärbt sein. Diese Zeichnung ist sehr klein und variabel, aber niemals so deutlich wie bei der Gefleckten Heidelibelle (Sympetrum flaveolum). Die erwachsenen Weibchen weisen einen gelblich-bräunlichen Farbton auf.



Farbanomalie einer weiblichen Blutroten Heidelibelle (Foto: H.-W. Wünsch)

Bei der Art tauchen gelegentlich Farbanomalien auf, bei denen die Weibchen in den gleichen kräftigen Rottönen erscheinen wie die Männchen.

Larve (Bestimungsmerkmale aus BELLMANN, 2007):
Die Larven der Heidelibellenarten Sympetrum vulgatum, S. striolatum und S. sanguineum sind sich sehr ähnlich und nach den folgenden Angaben nicht zu unterscheiden!



Larve der Blutroten Heidelibelle (Foto aus eigener Aufzucht: Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto)

Plumpe Larve mit Analpyramide aus 5 Dornen > Fangmaske gewölbt, Fanghaken dreieckig, fein gewellt und mit kurzem beweglichem Zahn > Kopf hinter den Augen deutlich verschmälert > Ventralseite des Abdomens ohne dunkle Flecke > Abdomen mit Dorsaldorn auf Segment 8 > Dorsaldornen kürzer als die halbe Segmentlänge > Lateraldornen des 9. Segments etwa so lang wie dieses



Ansammlung bereits leerer Larvenhüllen (= Exuvien) und einer kurz vor dem Schlüpfvorgang stehenden Larve der Blutroten Heidelibelle (Foto: Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto)

Übersicht aller in NRW vorkommenden Libellenarten der Gattung Sympetrum:


S. danae
Schwarze Heidelibelle



S. depressiusculum
Sumpf-Heidelibelle



S. flaveolum
Gefleckte Heidelibelle



S. fonscolombii
Frühe Heidelibelle



S. meridionale
Südliche Heidelibelle



S. pedemontanum
Gebänderte Heidelibelle



S. sanguineum
Blutrote Heidelibelle


S. striolatum
Große Heidelibelle


S. vulgatum
Gemeine Heidelibelle


Lebensraum
Sympetrum sanguineum ist eine der häufigsten mitteleuropäischen Heidelibellen. Sie ist an stehenden Gewässern unterschiedlichster Art zu finden. Sie stellt keine besonders hohen Anforderungen an ihr Habitat.



Jungtier der Blutroten Heidelibelle (Foto: H.-W. Wünsch, xxl-Foto)

Sie kommt an flachen Tümpeln, mittelgroßen Weihern, im Uferbereich größerer Seen und sogar an Fischteichen vor, die jährlich abgelassen und trocken gelegt werden. Eine niedere Ufervegetation mit Binsenbewuchs reicht aus, um die Art bestehen zu lassen. Dichte und hohe Vegetation, wie sie z. B. Schilfgürtel darstellen, werden von ihr gemieden.

Biologie und Lebensweise
Der Schlupf einer Heidelibelle geht im Allgemeinen wesentlich schneller von Statten als der einer Edellibelle. Während diese bis zu vier Stunden zur Metamorphose benötigt, ist dieser Vorgang bei den Heidelibellen in der Regel nach etwa 90 Minuten vollzogen. Da ein Schlupf meist in den frühen Morgenstunden beginnt, muss man schon gegen 6:00 Uhr am Gewässer sein, um derartige Beobachtungen machen zu können.

   

   

   

   

Schlupf (= Emergenz) der Blutroten Heidelibelle (Fotos: Jochen Rodenkirchen, xxl-Fotos per Fotoklick). Die ersten 6 Bilder entstanden am 16.06.2009 innerhalb einer Stunde zwischen 5:52 Uhr und 6:59 Uhr. Das letzte Bild wurde um 8:42 Uhr aufgenommen.

Die Flugzeit der Blutroten Heidelibelle beginnt etwa Ende Juni und dauert bis in den Oktober hinein. Die Hauptflugzeit liegt im Juli und August.
Bei einer hohen Individuendichte innerhalb eines Lebensraumes (Gewässers) kommt es nicht selten zu einem Überschuss an männlichen Tieren.



Dreier-Tandem mit 2 Männchen und 1 Weibchen der Blutroten Heidelibelle (Foto: H.-W. Wünsch, xxl-Foto)

Dies führt zu geradezu chaotischen Verhältnissen während der Paarungszeit, wobei die Männchen der Art alles ergreifen, was wie ein artgleiches Weibchen aussieht.



Artgemischtes Tandem zwischen der Blutroten (links) und der Großen Heidelibelle (Foto: H.-W. Wünsch, xxl-Foto)

Neben Weibchen der Großen Heidelibelle werden gelegentlich auch solche der Gemeinen Heidelibelle beim Genick gepackt. Selbst junge, noch nicht ausgefärbte Geschlechtsgenossen, werden ergriffen. Nach etlichen Paarungsfehlversuchen wird der Irrtum schließlich bemerkt und der Griff am Hinterkopf der "Partnerin" gelöst.
Artuntypisch rot gefärbte Weibchen werden von ihren Männchen nicht gleich als solche erkannt. Dies könnte ein Vorteil sein, weil sie vermutlich nicht dem gleichen Paarungsstress ausgesetzt sind wie ihre normal gefärbten Artgenossinnen.



Tandem der Blutroten Heidelibelle (Foto: H.-W. Wünsch, xxl-Foto)

Zur eigentlichen Paarung ergreift das Männchen ein Weibchen im Flug und es kommt noch während des Fluges zur Bildung des Paarungsrades.



2 Kopula der Blutroten Heidelibelle (Foto: H.-W. Wünsch, xxl-Foto)

Bald darauf lässt sich das Paar in flacher Vegetation nieder und das Männchen überträgt sein Sperma auf das Weibchen. Nach einigen Minuten fliegt Sympetrum sanguineum in Tandemformation an die flachen Uferzonen des Gewässers, wo schließlich das Weibchen mit der Eiablage beginnt. Das Tandem wird dann sehr bald wieder aufgelöst.



Eiablage der Blutroten Heidelibelle (Foto: H.-W. Wünsch, xxl-Foto)

Während das Weibchen danach alleine unter wippenden Bewegungen weiterhin Eier in der Uferzone abwirft, wird es vom Männchen, das anfliegende Rivalen zu vertreiben versucht, bewacht. Dabei verlieren die Männchen wegen der oft in Scharen vorkommenden Libellen meist ihre Weibchen aus den Augen.

Besonderheiten: Die knapp einen Millimeter großen weißen Eier färben sich innerhalb eines Tages braun und sind somit im Gewässerboden optimal getarnt. Sie werden in den Uferbereichen eines Gewässers abgeworfen, die im Herbst auch austrocknen können. Die Art überwintert im Eistadium. Wenn das Gewässer im kommenden Frühjahr wieder überflutet wird, schlüpfen die Larven und entwickeln sich binnen 3-4 Monaten zur flugfähigen Libelle.

Nahrung
Adulte: Kleine Insekten wie Fliegen, Mücken, Schwebfliegen und Schnaken werden im Flug erbeutet.



Blutrote Heidelibelle im Flug (Foto: H.-W. Wünsch, xxl-Foto)

Larven: Die räuberisch lebenden Larven fressen im Wasser vorkommende Insektenlarven und Kleinorganismen wie Wasserflöhe und Kleinkrebse.

Larvale Besonderheiten: Die Larven der Art tarnen sich bis zur Unkenntlichkeit mit Bodensubstrat und halten sich vorwiegend am Gewässergrund des Uferbereiches auf. Heidelibellenlarven sind sehr schwer voneinander zu unterscheiden.



Perfekt getarnte Libellenlarve einer Heidelibellenart (Foto: H.-W. Wünsch, xxl-Foto)

Verbreitung in D/Welt
Sympetrum sanguineum ist wohl die häufigste Heidelibellenart unserer Heimat. Sie kommt in Deutschland praktisch flächendeckend vor. Ihr Bestand ist nicht gefährdet. Trotzdem steht sie, wie alle Libellen in Deutschland, unter Naturschutz. Die Art fliegt darüber hinaus in ganz Mittel- und Südeuropa, wobei auch der asiatische Teil der Türkei und Teile Nordafrikas besiedelt werden.

Verbreitung in NRW




Männliche Blutrote Heidelibelle (Foto: H.-W. Wünsch)

Zur angegebenen Flugzeit kann die Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum) an fast allen stehenden Gewässern mit ausreichender Wasserqualität in NRW beobachtet werden. Zur Hauptflugzeit ist sie in vielen Habitaten sogar die am häufigsten vorkommende Libellenart.

Benutzte Literatur
BELLMANN, H. (2007): Der Kosmos Libellenführer: Die Arten Mitteleuropas sicher bestimmen. Kosmos (Franckh-Kosmos). 279 S.

DIJKSTRA, Klaas-Douwe B. (2006): Field Guide to the dragonflies of Britain and Europe. British Wildlife Publishing Ltd. 320 S.

GESELLSCHAFT DEUTSCHSPRACHIGER ODANOTOLOGEN (GDO) (2009): Libellula Supplement 9: Atlas of the Odonata of the Mediterranean and North Africa.

Internet: www.waldschrat-online.de: H. Gospodinova & H.- W. Wünsch: Die Libellen Nordrhein - Westfalens. 3. aktualisierte Auflage 2011 (CD-ROM Band 1: Großlibellen).


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Weitere Informationen zu Libellen (Odonata) im Internet

Arbeitskreises zum Schutz und zur Kartierung der Libellen in Nordrhein-Westfalen: Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste

www.libellenwissen.de: Sehr viele Informationen über Libellen, Bestimmungshilfen, Fotogalerien uvm. von Andreas Thomas Hein

Schutzgemeinschaft Libellen in Baden-Württemberg e.V. (SGL): Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste, Kartierung, Biologie, Ökologie usw.


Zur Linkliste weiterer interessanter Libellen-Internetseiten auf www.natur-in-nrw.de