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Glänzende Binsenjungfer - Lestes dryas W. F. KIRBY 1890
Artenprofil von H. Gospodinova & H.-W. Wünsch
Letzte Änderung: 11.07.2012


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Libellen (Odonata)
Familie: Teichjungfern (Lestidae)
Gattung: Binsenjungfern (Lestes)

Fotos (© H.-W. Wünsch)
NSG Wahner Heide


(xxl-Foto)
Männchen
26.06.2011

(xxl-Foto)
Männchen
25.06.2011

(xxl-Foto)
Weibchen
25.06.2011
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
Jungmännchen
25.06.2011

(xxl-Foto)
Jungweibchen
25.06.2011
 
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen

Interessante Informationen zur Namensgebung:
Der Gattungsname "Lestes" stammt aus dem griechischen und bedeutet "Räuber", was sich vermutlich auf die räuberische Lebensweise der Larven und Imagines bezieht. Den Artnamen "dryas" findet man im griechischen und lateinischen und bezieht sich auf die "Dryaden". Diese sind griechische Schutzgottheiten der Bäume. Der deutsche Artname richtet sich nach dem stark glänzenden Körper frisch geschlüpfter Tiere.

Beschreibung der Art:
Der Thorax ist auf der Oberseite sowie der oberen Hälfte der Seiten metallisch grün gefärbt. Das Abdomen ist etwas dunkler als der Brustabschnitt und weist eine schwarz-grüne Metallicfärbung auf. Bei den adulten Männchen ist der Hinterleib zudem ab dem Ende des 7. Segmentes verdickt und mit einer blauen Wachsschicht bereift. Bei alten Tieren wechselt die Färbung in einen Kupferton, sodass sie Farben insgesamt etwas abstumpfen. Die Flügelmale sind schwarz und besitzen einen sehr schmalen hellen Querstreifen an den Außenseiten. Die Weibchen sind von etwas kräftigerer Gestalt als die Männchen, was sich vor allem auf das Abdomen bezieht.



Hinterleib der Glänzenden Binsenjungfer, oben das Männchen mit den löffelförmigen inneren Hinterleibsanhänge, unten das Weibchen mit dem über das 10. Hinterleibssegment herausragenden Legeapparat, Fotos (© H.-W. Wünsch) (xxl-Foto per Mausklick)


Körperlänge: ca. 45 mm
Flügelspannweite: 50 mm


Ähnliche Arten:
Die Glänzende Binsenjungfer (Lestes dryas) wird oft mit der wesentlich häufiger vorkommenden Gemeinen Binsenjungfer (Lestes sponsa) verwechselt. Um diese beiden Arten im Gelände und auf Fotos sicher voneinander unterscheiden zu können, muss hier auf bestimmte Merkmale im direkten Vergleich näher eingegangen werden. Bei den Männchen von Lestes dryas ist nur der vordere Teil des 2. Hinterleibssegmentes blau bereift. Bei Lestes sponsa hingegen ist das komplette 2. Hinterleibssegment mit einer blauen Wachsbereifung versehen. Die unteren (inneren) Hinterleibsanhänge sind bei den Männchen von Lestes dryas löffelförmig nach innen gebogen. Bei den Männchen von Lestes sponsa sind diese gerade ausgebildet.
Bei den Weibchen von Lestes dryas überragt der Legeapparat (Ovipositor) deutlich das Ende des 10. Hinterleibssegmentes, während der Legeapparat der Weibchen von Lestes sponsa auf gleicher Höhe am Ende des 10. Hinterleibssegmentes abschließt.
Die Augen der Jungtiere beider Geschlechter sind milchig grau. Bei den Weibchen färben sich diese mit Erreichen der Geschlechtsreife ins Kupferfarbene, während die Augen der Männchen ein kräftiges hellblau annehmen.

Lebensraum
Die Glänzende Binsenjungfer besiedelt bevorzugt stehende Gewässer mit stark schwankendem Wasserspiegel und reichlich vorkommender Binsenvegetation. Weiher und Tümpel, die nach dem Ende der Flugzeit zeitweise trocken fallen, werden ebenfalls angenommen. Mit Fischteichen, Seen, Nieder- und Übergangsmooren kommt die Art genauso zurecht wie mit Abbaugewässern und Überschwemmungsflächen. Somit kann Lestes dryas in einem weiten Spektrum von Habitaten vorkommen, an dessen Rändern sie in der Binsenvegetation lebt. Ist an diesen Gewässern zumindest teilweise ein Waldbestand in der Nähe, der als Reife- und Jagdhabitat genutzt werden kann, so ist der Lebensraum der Glänzenden Binsenjungfer als optimal zu bezeichnen.

Biologie und Lebensweise
Bei günstiger Witterung erscheint die Glänzende Binsenjungfer zusammen mit der Gemeinen Binsenjungfer etwas früher als die anderen Teichjungfernarten. So können in günstigen Jahren die ersten Tiere schon in der letzten Maidekade schlüpfen. Im Normalfall sieht man jedoch beide Arten erst ab Anfang/Mitte Juni. Die Hauptflugzeit der Art erstreckt sich von Ende Juni bis Ende August. Einzelne sehr alte Individuen können noch bis Mitte September angetroffen werden.

Nach dem Schlupf verlassen die Tiere die unmittelbare Umgebung ihres Gewässers, um in möglichst nahegelegenen Wäldern zu jagen und heranzureifen. Die Reifezeit der Männchen dauert in der Regel 2 bis 3 Wochen. Danach kommen sie in die Uferzonen der angestammten Gewässer zurück, um auf Weibchen zu warten. Diese brauchen für Ihre Reifezeit etwa 14 Tage länger und erscheinen daher um einiges später am Wasser, als die Männchen. Die erwachsenen Tiere sind nur bei Sonnenschein aktiv und verstecken sich bei bedecktem Himmel gerne zwischen dichten Binsenbeständen und in der Röhrichtvegetation. Sie fliegen meist nur kurze Strecken. Wenn zur Paarungszeit die Weibchen am Gewässer auftauchen, beziehen die Männchen exponierte Sitzwarten. Während dieser Zeit reagieren sie auf anfliegende Artgenossen und Tandemformationen äußerst aggressiv.



Tandem der Glänzenden Binsenjungfer, Foto (© H.-W. Wünsch) (xxl-Foto per Mausklick)

Wird ein einzelnes Weibchen entdeckt, fliegt das Männchen auf um es mit seinen Hinterleibsanhängen an der Vorderbrust zu ergreifen. In der nun gebildeten Tandemformation wird die Paarung eingeleitet, die sich im niedrigen Binsengestrüpp in Form eines Paarungsrades fortsetzt. Die Paarung selbst dauert mit bis zu 145 Minuten länger als bei jeder anderen Teichjungfernart.

   

Paarung (Kopula) der Glänzenden Binsenjungfer, Fotos (© H.-W. Wünsch) (xxl-Fotos per Mausklick)

Da die Glänzende Binsenjungfer wesentlich seltener ist als die Gemeine Binsenjungfer, kommt es zwischen Männchen von L. dryas und Weibchen von L. sponsa auffällig oft zu "Fehlgriffen" da es den Männchen oft selbst schwer fällt, die Weibchen beider Arten, besonders im Flug, zu unterscheiden. Wenn der Irrtum bemerkt wird, trennen sich die ungleichen Paare wieder.

Nach der Paarung geht das Pärchen in Tandemformation zur Eiablage über. Das Weibchen sticht dabei seine Eier in senkrecht stehende weiche Strukturen ein, wobei Binsenhalme bevorzugt als Eiablagesubstrat gewählt werden. Während des Eiablagevorganges klettert das Paar gemeinsam am Binsenhalm abwärts, wobei das Weibchen im Abstand von wenigen Millimetern permanent Eier in den Halm einsticht.



Eiablage der Glänzenden Binsenjungfer am 26.06.2011, Foto (© H.-W. Wünsch) (xxl-Foto per Mausklick)

Anders als bei anderen Teichjungfernarten wird pro Einstich immer nur ein einziges Ei abgelegt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Eier von Lestes dryas größer sind, als jene von anderen Lestiden. Ganz selten tauchen die Binsenjungfern bei der Eiablage vollständig unter Wasser.



Weibchen der Glänzenden Binsenjungfer beid der Eiablage, Foto (© H.-W. Wünsch) (xxl-Foto per Mausklick)

Die Eier überwintern in der Pflanze, auch wenn diese über den Winter abstirbt. Im folgenden April schlüpfen die Larven aus den Eiern und entwickeln sich nach einer sehr kurzen Larvalphase von nur wenigen Wochen zur fertigen Libelle.

Nahrung
Als die kräftigste Art unter den Teichjungfern ist das Nahrungsspektrum der adulten Lestes dryas ziemlich breit gefächert. Bereits junge - noch nicht erwachsene - Tiere sind in der Lage nicht nur Fliegen und Mücken im Flug zu erbeuten, sondern überwältigen auch kleinere Schmetterlinge sowie andere meist frisch geschlüpfte Zygopteren (Kleinlibellen) bis hin zu Artgenossen. Sie zeigen demnach Kannibalismus. Dies ist meistens nach dem Ende einer Schlechtwetterperiode zu beobachten, während der die Imagines nicht fliegen und jagen konnten. Die halbverhungerten Teichjungfern überwältigen dann alles, dessen sie habhaft werden können.

Die Larven leben in der dichten submersen Ufervegetation und Flachwasserzonen der Gewässer und erbeuten Insektenlarven und andere Kleinstorganismen.

Verbreitung in D/Welt
Lestes dryas ist ein holarktisches Faunenelement. Sie ist fast über ganz Europa verstreut verbreitet. Es gibt Vorkommen in Südost-England und Irland. In Richtung Norden reicht das Areal über Skandinavien bis fast zum Polarkreis. In Südeuropa und den Mittelmeerländern besiedelt die Art bevorzugt Gebirgsgegenden. Auf der iberischen Halbinsel kommen gelegentlich auch kleine Populationen auf Meereshöhe vor. Die Art besiedelt zudem Marokko, Italien, den nördlichen Balkan, Griechenland und die Türkei.

In Deutschland gilt die Glänzende Binsenjungfer als verbreitet, wird jedoch, wenn sie gefunden wird, nur in geringen Stückzahlen angetroffen. Durch die häufige Einnischung in große Populationen der Gemeinen Binsenjungfer (Lestes sponsa) wird der Nachweis der Art erschwert. Die Glänzende Binsenjungfer wird auch aus diesem Grunde in der Roten Liste für bedrohte Tierarten als "stark gefährdet" eingestuft.

Verbreitung in NRW
Trotz mehrjähriger Suche und Begehungen von vielerlei Habitaten, die als Lebensraum von Lestes dryas in Frage kommen, sind den Autoren in NRW lediglich zwei Orte bekannt, an welchen die Art fliegt. Ein Ort davon, ein Feuchtgebiet in der Zülpicher Börde, unterliegt dabei noch hohen Abundanzschwankungen, sodass man die Art dort nicht in jedem Jahr beständig nachweisen kann. Eine sichere und somit bodenständige Population von weniger als 50 Individuen fliegt im äußersten Süden des Naturschutzgebietes "Wahner Heide" auf dem Gebiet der Stadt Troisdorf.

Verbreitungskarte von Lestes dryas des Arbeitskreises zum Schutz und zur Kartierung der Libellen in Nordrhein-Westfalen.

Benutzte Literatur
BELLMANN, H. (2007): Der Kosmos Libellenführer: Die Arten Mitteleuropas sicher bestimmen. Kosmos (Franckh-Kosmos). 279 S.

DIJKSTRA, Klaas-Douwe B. (2006): Field Guide to the dragonflies of Britain and Europe. British Wildlife Publishing Ltd. 320 S.

GESELLSCHAFT DEUTSCHSPRACHIGER ODANOTOLOGEN (GDO) (2009): Libellula Supplement 9: Atlas of the Odonata of the Mediterranean and North Africa.

GESELLSCHAFT DEUTSCHSPRACHIGER ODANOTOLOGEN (GDO) (2010): Libellula, Supplement 10, Studien zur Libellenfauna Griechenlands.

GLITZ, D. (2009): Libellen-Geländeschlüssel für Rheinland-Pfalz und das Saarland. NABU Rheinland-Pfalz & NABU Saarland. 109 S.

HEIDEMANN, H. & R. SEIDENBUSCH (2002): Die Libellenlarven Deutschlands - Handbuch für Exuviensammler. Keltern: Goecke & Evers.

HILL, B., H.-J. ROLAND, S. STÜBING & C. GESKE (2011): Atlas der Libellen Hessens. – FENA Wissen, Band 1: 184 S.; S. 152 ff.

KUHN, K. & K. BURBACH (1998): Libellen in Bayern. Eugen Ulmer, Stuttgart. S. 176 ff

STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (2000): Libellen Baden-Württembergs, Bd. 1, Kleinlibellen (Zygoptera). Ulmer Verlag. 468 S.

Internet: www.waldschrat-online.de:: H. Gospodinova & H.-W. Wünsch: Die Libellen Nordrhein-Westfalens. 3. aktualisierte Auflage 2011 (CD-ROM Band 2: Kleinlibellen).

WENDLER, A. & NÜß, J.-H. (1991): Libellen: Bestimmung, Verbreitung, Lebensräume und Gefährdung aller Arten Nord- und Mitteleuropas sowie Frankreichs unter besonderer Berücksichtigung Deutschlands und der Schweiz. - Hamburg: DJN 1991, 129 S.


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Weitere Informationen zu Libellen (Odonata) im Internet

Arbeitskreises zum Schutz und zur Kartierung der Libellen in Nordrhein-Westfalen: Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste

Schutzgemeinschaft Libellen in Baden-Württemberg e.V. (SGL): Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste, Kartierung, Biologie, Ökologie usw.


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