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Große Königslibelle - Anax imperator LEACH, 1815
Artenprofil von Heide Gospodinova & H.-Willi Wünsch
Letzte Änderung: 05.05.2015


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Libellen (Odonata)
Familie: Edellibellen (Aeshnidae)

Fotos (© H.-W. Wünsch)
Kerpen (Horrem) (1), Köln (NSG Wahner Heide) (2-3),
Zülpich (Juntersdorf) (4)


(xxl-Foto)
Weibchen
20.06.2009

(xxl-Foto)
Männchen
26.06.2009
 
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
junges Männchen
15.06.2008

(xxl-Foto)
Weibchen im Flug
29.05.2009
 
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen



Oben 2 männliche Große Königslibellen; Unten 2 weibliche Große Königslibellen (Fotos: H.-W. Wünsch)

Als eine unserer größten Edellibellen entspricht die Große Königslibelle in der Körpergröße den großen Aeshna-Arten, wie z. B. der häufigen Blaugrünen Mosaikjungfer (Aeshna cyanea).
Ihr Thorax ist einfarbig grün, ohne jegliche Streifen. Der Hinterleib des Männchens ist hellblau und von einem schwarzen Längsband durchzogen.



Männliche Große Königslibelle (Foto: Fredi Kasparek)

Dieses Band weist in jedem Segment Zacken auf. Die Ptyrostigmata (Flügelmale) sind hellbraun gefärbt und auffallend in ihrer Breite. Das Weibchen zeichnet sich durch ein mehr blaugrünes Abdomen mit einem breiteren braunen Streifen aus und erscheint daher kräftiger gebaut. Die Augen sind grün-bläulich gefärbt.
Im Gegensatz zu den Aeshna-Arten (die ihren Hinterleib im Flug gerade halten) biegt die Große Königslibelle des Öfteren ihren Hinterleib auf charakteristische Art und Weise.

Körperlänge: 10 cm
Flügelspannweite: 9,5-11 cm

Verwechslungsmöglichkeit:
Kleine Königslibelle (Anax parthenope): braune Brust; das Blau des Hinterleibs ist beim Männchen nur auf die ersten Ringe beschränkt, Hinterleib nicht mit schwarzem Mittelstreifen; Augen grünbraun/braunblau

Larve: bis 55 mm Körperlänge (Aeshna-Larven maximal 50 mm); sehr große Augen; breiteste Stelle des Kopfes liegt deutlich hinter der Mitte (Aeshna-Larven davor); Seitendornen an den Segmenten 7-9; Männchen: Supraanalblättchen etwa so lang wie breit, halb so lang wie die Ceci (Anax parthenope: breiter als lang, 1/3 so lang wie die Cerci); Weibchen: Legeröhre 2/3 so lang wie das Segment 9 (Anax parthenope: Legeröhre halb so lang wie das Segment 9)
Libellenarten sind auch an Hand der leeren Larvenhüllen (= Exuvien) bestimmbar!



 
 

Larve der Großen Königslibelle
(Fotos © Heide Gospodinova (1 (14 mm große Junglarve), 2) & H.-Willi Wünsch (3-5), xxl-Fotos per Fotoklick)



Die leeren Larvenhüllen der Libellen werden Exuvien genannt. Hier ein Exemplar der Großen Königslibelle (Foto: H.-W. Wünsch)

Lebensraum
Anax imperator kommt in NRW noch recht häufig vor. Sie besiedelt stehende Gewässer unterschiedlicher Art (Weiher, Teiche, Baggerseen, Altarme, Kleinseen, Ton- und Kiesgruben, Gartenteiche, Gräben). Dabei werden reichlich mit Schilf und Wasserpflanzen bewachsene nährstoffreiche Teiche und Tümpel in wärmebegünstigten Lagen bevorzugt. Gewässer, die im Laufe eines Sommers durch Austrocknung gefährdet sind, werden von der Art jedoch gemieden. Auf ihren Jagdflügen entfernen sich die sehr guten Flieger des Öfteren weit von den Gewässern.



Eiablage der weiblichen Großen Königslibelle (Foto: H.-W. Wünsch)

Biologie und Lebensweise
Die Große Königslibelle ist ein extrem ausdauernder Flieger. Die Männchen sind oft in stundenlangem Dauerflug auf der Suche nach Weibchen zu beobachten. Dabei bilden sie mehrere 100 m² große Reviere, in welchen sie patrouillieren. Jeder Eindringling, ob gleichartig oder artfremd, wird sofort attackiert und vertrieben. Durch diese häufigen Luftkämpfe, die mit großer Härte geführt werden, tragen die Insekten manche Schäden davon. Nicht unbeträchtliche Teile ihrer Flügel werden dabei erheblich beschädigt. Weiterhin fügen sich die Tiere starke Bisswunden zu.



Paarungsrad der Großen Königslibelle (Foto vom 29.05.2009: H.-W. Wünsch) (xxl-Foto)

Man findet sie nur selten sitzend vor. Nach Erreichen der Geschlechtsreife suchen die Tiere ihre angestammten Gewässer zu Paarungszwecken auf. Wird ein paarungswilliges Weibchen entdeckt, so dockt das Männchen sogleich im Flug an und zieht das Weibchen zur Bildung des klassischen Paarungsrades meist bis in Baumwipfelhöhe.

 

Kopula/Paarung der Großen Königslibelle
(Fotos © H.-Willi Wünsch (1), Heide Gospodinova (2), xxl-Fotos per Fotoklick)

Daher ist die Paarung der Art relativ selten zu beobachten. Sie dauert etwa 10 Minuten und wird sitzend vollzogen. Sehr selten endet die Kopulation in der Ufervegetation. Danach sucht das Weibchen zur Eiablage offenes Gewässer auf, wo es seine Eier in Pflanzensubstrate in der Schwimmblattzone oder oberflächlich flutenden Unterwasservegation einsticht.



Eiablage der Großen Königslibelle (Fotos vom 13.07.2008: Christine Reichardt) (xxl-Fotos 1, 2, 3, 4)

Das Männchen bewacht die Eiablage nicht. Die eierlegenden Weibchen werden bei dieser Prozedur oft Beute von Fischen oder Fröschen.

Die Flugzeit der Tiere beginnt Ende Mai und erstreckt sich bis in den September hinein.

Larvale Besonderheit: Die Entwicklungszeit der Larve beträgt je nach Eiablagezeitpunkt und Wassertemperatur 1-2 Jahre. Die Larven halten sich bevorzugt in warmen Bereichen mit Unterwasservegetation auf und suchen erst zum Schlupf beschattete Röhrichte in der Uferregion auf.

 

Schlupf der Großen Königslibelle
(Fotos © H.-Willi Wünsch (1: schlupfbereite Larve, 2: Synchron-Schlupf eines Männchen & Weibchens), xxl-Fotos per Fotoklick)

Die Art schlüpft innerhalb eines Gewässers gerne simultan. Die Schlupfzeit reicht von Mitte Mai bis Juni. Wir konnten an einem einzigen Tümpel innerhalb eines Wochenendes über 50 (!) Schlupfvorgänge beobachten.

   

Schlupf der Großen Königslibelle aus der Larve (links) am 12.05.2009 (Fotos: H.-W. Wünsch) (xxl-Fotos: 1, 2)

Nahrung
Adulte: Anax imperator ist nicht wählerisch, was ihre Beute angeht. Von Fliegen, Mücken über Edelfalter, bis hin zu großen Heuschrecken wird alles erbeutet, deren sie habhaft werden kann. Nach langen Schlechtwetterperioden, in denen die Tiere nicht jagen können, werden sogar andere Großlibellen erbeutet und verzehrt. Selbst Kannibalismus wurde bei dieser Art schon festgestellt. Normale, leichte Beute wird direkt im Flug verspeist. Mit größeren Beuteinsekten lässt sich die Große Königslibelle in dichter Vegetation nieder und wird dort nahezu unsichtbar.



Große Königslibelle mit Vierfleck als Beute (Foto © Heide Gospodinova, xxl-Foto per Fotoklick)

Larve: Die Larve der Großen Königslibelle erreicht eine enorme Körperlänge von 5,5 Zentimetern. Ihrer Größe entsprechend, kann sie andere im Wasser lebende Larven, kleine Krebse und Fische, Käfer und größere Kaulquappen mühelos überwältigen.

Verbreitung in D/Welt



Männliche Große Königslibelle (Foto: Fredi Kasparek)

Diese Libellenart besiedelt ganz Mittel- und Südeuropa, den Nahen Osten und Afrika. In Mitteleuropa im Süden verbreitet und in Richtung Norden seltener werdend. Ihr Bestand wird in Deutschland als nicht gefährdet eingestuft. Trotzdem stehen alle Libellenarten in Deutschland unter besonderem Schutz.

Verbreitung in NRW



Eiablage der Großen Königslibelle (Foto: H.-W. Wünsch)

In warmen und verhältnismäßig trockenen Sommern kommt die Große Königslibelle bei uns in NRW relativ häufig vor. In allen Naturgroßräumen NRWs gilt sie als ungefährdet. Anax imperator verfügt hierzulande über gesunde Populationen. Dennoch ist die Anwesenheit von ausgewachsenen Exemplaren an einem Gewässer keine Garantie dafür, dass sich die Art auch innerhalb des Gewässers erfolgreich vermehrt hat.



Frisch geschlüpfte Große Königslibelle mit Exuvie (Foto © Heide Gospodinova, xxl-Foto per Fotoklick)

In diesem Zusammenhang ist der Nachweis von Larven/Exuvien für Libellenkartierer von entscheidender Bedeutung. Die aktuellen Nachweispunkte in NRW können der folgenden Karte entnommen werden:
Verbreitungskarte der Große Königslibelle des Arbeitskreises zum Schutz und zur Kartierung der Libellen in Nordrhein-Westfalen.

Benutzte Literatur
BELLMANN, H. (2007): Der Kosmos Libellenführer: Die Arten Mitteleuropas sicher bestimmen. Kosmos (Franckh-Kosmos). 279 S.

BROCKHAUS, T. & U. FISCHER (Hrsg.) (2005): Die Libellenfauna Sachsens. Natur & Text Rangsdorf. 427 S.

DIJKSTRA, K.-D. B & R. LEWINGTON (2006): Field Guide of the Dragonflies in Britain and Europe. British Wildlife Publishing Ltd. 320 S.

GLITZ, D. (2009): Libellen Geländeschlüssel für Rheinland-Pfalz und das Saarland. NABU Rheinland-Pfalz. 108 S.

JURITZA, G. (1988): Welche Libelle ist das? Die Arten Mittel- und Südeuropas. Stuttgart, Franckh (Kosmos Naturführer), 191 S.

ZIMMERMANN, W.; F. PETZOLD & F. FRITZLAR (2005): Verbreitungsatlas der Libellen (Odonata) im Freistaat Thüringen. Naturschutzreport Heft 22. 224 S.

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Weitere Informationen zu Libellen (Odonata) im Internet

Arbeitskreis zum Schutz und zur Kartierung der Libellen in Nordrhein-Westfalen: Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste

www.waldschrat-online.de: Libellen und andere Artengruppen Nordrhein-Westfalens in Bild und Text (mit Schwerpunkt NSG Wahner Heide bei Köln)

Schutzgemeinschaft Libellen in Baden-Württemberg e.V. (SGL): Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste, Kartierung, Biologie, Ökologie usw.


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