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Sägebock, Gerberbock - Prionus coriarius (LINNAEUS, 1758)
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 04.09.2016


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Familie: Bockkäfer (Cerambycidae)
Unterfamilie:Prioninae

Fotos (© Fredi Kasparek)
Herten


(xxl-Foto)
16.08.2016

(xxl-Foto)
16.08.2016
 
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen

kräftiger und plumper Körperbau; kastanienbraun bis braunschwarz; glänzend; Halsschild schmaler als Flügeldecken, seitlich 3 kräftige Dorne (der mittlere ist am kräftigsten und nach oben gebogen), vorne und hinten mit Saum gelber Härchen; Flügeldecken ledrig gerunzelt (der wissenschaftliche Name coriarius bezieht sich auf diese lederartige Struktur), schwach glänzend und mit je 3 feinen Längsrippen; die Brust ist dicht gelblich/grau behaart; Kopf schmäler als der Halsschild; die Stirn zwischen den Augen schmäler als die Augen



Sägebock (Foto © Fredi Kasparek, 16.08.2016, Herten, xxl-Foto per Bildklick)

Männchen: dicke Fühler des Männchens gesägt (der wissenschaftliche Name Prionus bedeutet Säge (gr. = prion); 12-gliedrig





Woher der Sägebock seinen deutschen Namen hat, lässt ein Blick auf die Fühler des Männchens deutlich erkennen
(Foto © Fredi Kasparek, 16.08.2016, Herten, xxl-Foto per Bildklick)

Weibchen: dünnere Fühler des Weibchens schwächer gesägt und 11-gliedrig


Körperlänge: 18-45 mm

Larve: bis 6 cm lang

 
 

Diese ca. 6 cm große Sägebock-Larve wurde unter einem alten Eichenstamm in einer Sandkuhle gefunden
(Fotos © Holger Gröschl - www.naturspektrum.de, 17.07.2016, Hatten (Landkreis Oldenburg), xxl-Fotos per Bildklick)

Lebensraum
Aufgrund der mehrjährigen Entwicklungszeit in totem Holz ist der Sägebock vor allem in naturnahen Laub- und Mischwäldern verbreitet. Alte Alleen, Hangwälder, Auenwälder und Parks bieten ihm auch geeignete Lebensräume. Da aber auch in Wirtschaftsforsten die Baumstubben stehen bleiben, kommen sie auch in intensiv genutzten Wäldern vor.



Sägebock (Foto © Thorsten Lohmann, 16.07.2014, Wuppertal, xxl-Foto per Bildklick)

Biologie und Lebensweise
Sägeböcke sind abends und nachts unterwegs und an ihren Brutbäumen zu finden. Manchmal findet man sie auch an nächtlichen Lichtquellen, von denen sie angezogen werden. Die Weibchen, die 1-2 Wochen vor den Männchen erscheinen, legen ihre Eier insbesondere an Eiche (Quercus) ab. Dabei werden noch lebende, aber bereits kranke Bäume bevorzugt.
Die Eiablage findet innerhalb von 2 bis 3 Tagen statt. Etwa 170 Eier werden in Ballen von 8-12 Stück in Rinden- und Holzspalten morscher Stubben und Stämme abgelegt.



Sägebock (Foto © Fredi Kasparek, 16.08.2016, Herten, xxl-Foto per Bildklick)

Die Larven entwickeln sich mehrjährig über 14 Entwicklungsstadien zu der oben abgebildeten mächtigen Larve. Sie ernähren sich je nach Literaturquelle von weiß- oder rotfaulem Wurzelholz an der Stammbasis von Laub- und Nadelbäumen.



Abfliegender Sägebock (Foto © Thorsten Lohmann, 16.07.2014, Wuppertal, xxl-Foto per Bildklick)

Im Bereich der Wurzeln verpuppt sich die Larve (meist im Juni) in einem ovalen Kokon im Erdboden. Dieser wird mit Hilfe eines eigenen Sekrets aus Erdteilchen hergestellt. Nach 3-4jähriger Entwicklungszeit schlüpfen ab Juli/August die adulten Käfer um in ihrem kurzen Käfer-Dasein eine neue Generation auf den Weg bringen. Bereits ab Mitte/Ende September wird man kaum noch lebende adulte Exemplare finden.



Kurze Filmsequenz des SägebockReinhard Weidlich, Film ab!)

Sägeböcke können zirpende Laute von sich geben (= stridulieren).

Universitätsprofessor Dr. Adolph Meyer (1929) schrieb vor fast 100 Jahren im Brehms Tierleben, offensichtlich wenig beeindruckt, über den Gerber bzw. Forstbock (alias Sägebock): "Von diesem langweiligen Gesellen läßt sich nur noch mitteilen, daß man ihn im halben Juli und August ziemlich tief unten an den Stämmen alter Bäume oder an Stöcken von Eichen, Buchen und anderen ziemlich regungslos sitzen sieht. Wenn es zu dämmern beginnt, wird er lebendiger, fliegt schwerfällig und brummend umher, die Männchen die Weibchen suchend."

Nahrung
Die adulten Käfer nehmen keine Nahrung auf, während die Larven insbesondere am rot- oder weißfaulen Holz von Eichen (Quercus), aber auch anderen Laub- und Nadelhölzern fressen. ZICKLAM & TERLUTTER (1998) geben für die Larvenentwicklung auch die Wurzelstöcke von Hainbuche, Rotbuche und Wald-Kiefer an.

Verbreitung in D/Welt
Sägeböcke leben in Europa (im Norden allerdings nur bis Südnorwegen/-finnland), Klein- und Vorderasien, Nordafrika und Nordamerika (eingeschleppt)



Sägebock (Foto © Fredi Kasparek, 16.08.2016, Herten, xxl-Foto per Bildklick)

Als eine der wenigen Totholz-Großkäferarten ist der Sägebock ungefährdet und kommt innerhalb Deutschlands in allen Bundesländern vor, wenn auch meist nur vereinzelt.

Verbreitung in NRW
In Westfalen ist der Sägebock in den meisten Gebieten verbreitet, im höheren Süderbergland allerdings seltener (ZICKLAM & TERLUTTER, 1998).
Somit gilt wohl für NRW ähnliches wie für Gesamtdeutschland. Die Art ist nicht häufig, aber ungefährdet.

Benutzte Literatur
BAEHR, M. (2012): Welcher Käfer ist das? Über 150 Käfer Mitteleuropas. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 144 S.

HARDE, K. W. und SEVERA, F. (2014): Der Kosmos Käferführer - Die Käfer Mitteleuropas. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 352 S.

KLAUSNITZER, B.; U. KLAUSNITZER, E. WACHMANN & Z. HROMÁDKO (2016): Die Bockkäfer Mitteleuropas: Cerambycidae; Band 2: Die mitteleuropäischen Arten. Die Neue Brehm Bücherei Bd. 499. VerlagsKG Wolf. 693 S.

KÖHLER, F. (1996): Käferfauna in Naturwaldzellen und Wirtschaftswald, hrsg. Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten /Landesamt für Agrarordnung NRW, LÖBF-Schriftenreihe, Band 6.

MEYER, A. (1929): Brehms Tierleben. Käfer. Nothung-Verlag, Leipzig. 306 S.

MÖLLER, G.; R. GRUBE & E. WACHMANN (2006): Der Fauna-Käferführer I - Käfer im und am Wald. Fauna Verlag, Nottuln. 334 S.

CD-ROM: REITTER, E. (1908 bis 1916): Fauna Germanica - Die Käfer des deutschen Reiches. Neusatz und Faksimile der 5-bändigen Ausgabe. Stuttgart - Directmedia • Berlin 2006. Digitale Bibliothek Band 134.

TRAUTNER, J.; K. GEIGENMÜLLER & U. BENSE (1989): Käfer beobachten, bestimmen. - Melsungen: Neumann-Neudamm. 417 S.

WILLNER, W. (2013): Taschenlexikon der Käfer Mitteleuropas. Die wichtigsten Arten im Porträt. Quelle & Meyer. 400 S. ZICKLAM, H. & H. TERLUTTER (1998): Coleoptera Westfalica: Familia Ceramycidae (Nachtrag). Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde. Heft 3. 52 S.

ZAHRADNIK, J. (1985): Käfer Mittel- und Nordwesteuropas. Paul Parey - 498 S.


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Weitere Informationen zu Käfern (Coleoptera) im Internet

„Insekten Sachsen“: Artenprofil: Sägebock. Kooperationsprojekt zwischen der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt, Naturschutzfonds, und dem Arbeitskreis Entomologie im NABU Landesverband Sachsen e. V.

Bockkäfer/Cerambycidae: Sägebock Sehr schöne Fotos von Männchen und Weibchen


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