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Springfrosch - Rana dalmatina BONAPARTE, 1840
Artenprofil von Jochen Rodenkirchen & Axel Steiner
Letzte Änderung: 19.03.2015


Systematische Einordnung

Stamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Lurche (Amphibien)
Ordnung: Froschlurche (Anura)
Familie:Echte Frösche (Ranidae)

Fotos (© Jochen Rodenkirchen)
Kreis Euskirchen


(xxl-Foto)

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Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale



Springfrosch (© Jochen Rodenkirchen, 29.09.2009, xxl-Foto bei Bildklick)

Schlanker Braunfrosch mit spitzer Schnauze und langen Beinen; der im Fersengelenk gebeugte Fuß des gestreckten Hinterbeins überragt deutlich die Schnauzenspitze (im Gegensatz zum Grasfrosch!) (ACHTUNG! Dieser Längentest sollte aufgrund der Verletzungsgefahr nur von Fachleuten durchgeführt werden!); Trommelfell groß (in etwa gleichgroß mit dem Auge und damit das größte Trommelfell aller europäischer Froscharten) und dicht (etwa 1-2 mm entfernt) am Auge (näher am Auge als bei Gras- oder Moorfrosch); das Trommelfell liegt in einem keilförmigen braunen Schläfenfleck und besitzt oft helle Flecken und Pünktchen; Bauch und Kehle ungefleckt weiß; Oberseite zart hell, oft ins Gelbliche oder Rötliche gehend braun gefärbt; Rücken meist blass, zeichnungsarm, ohne Flecken, oft mit V-Zeichen zwischen den Schultern; Kopfform wesentlich spitzer als die des Grasfrosches mit dem eine Verwechslungsmöglichkeit besteht; dunkle Querbänder (oft 10) auf Ober- und Unterschenkeln; helles Oberlippenband läuft in Richtung der Schnauze allmählich aus; die Schwimmhäute an den Hinterfüßen reichen nicht bis zu den Zehenspitzen; ziemlich weit auseinander liegende Rückendrüsenleisten; Fersenhöcker an den Hinterfüßen groß und hart

Männchen: 40-65 mm; helle (weißlich-graue) Brunftschwiele an den innen gelegenen Fingern der Vorderextremitäten (Brunftschwielen bei Moor- und Grasfrosch braun bis schwarz!), keine Schallblasen

Weibchen: 45-75 mm

Jungfrösche: Frisch metamorphosierte Springfrösche haben eine Länge von 10 bis 15 mm.

Kaulquappen/Larven: mit hellen gelblichen, bronze- oder goldfarbenen Flecken, Sprenkeln oder Rosetten; intensive schwarze Fleckung des oberen Flossensaums; oberer Flossensaum steigt steil an und beginnt bereits deutlich vor dem oberen Ansatz des Schwanzmuskels und endet in einer lang ausgezogenen Spitze; Bauch weiß mit goldener Fleckung; bis zu 65 mm Länge (größer als Gras-/Moorfroschlarven)

Eier/Laich: 500-1000 (-1800) oberseits braun-schwarze und unterseits weißliche Eier; Eigröße: 2-3 mm; Eihülle: 9-12 mm

 


Springfrosch-Laich (© Jochen Rodenkirchen, 08.03.2011, xxl-Fotos per Bildklick)

Rufe: Die nicht sehr lauten aber charakteristischen Balzrufe (rauhes, rasches og og og oder ko ko ko) des Springfrosch können Sie sich hier beim NABU Niedersachsen anhören. Oft rufen die Tiere ab Einbruch der Dunkelheit und unter Wasser, bei höheren Temperaturen auch über Wasser.


Ähnliche Arten:



Verwechslungsart Grasfrosch mit deutlich stumpferer Schnauze, marmoriertem oder geflecktem Bauch und etwas weiter entferntem und etwas kleinerem Trommelfell (© Axel Steiner, 07.03.2015, Essen, xxl-Foto bei Bildklick)

Hier noch einmal im direkten Vergleich: links Springfrosch (© Jochen Rodenkirchen) und rechts Grasfrosch (© Axel Steiner)

  

Auch der Moorfrosch (Rana arvalis) sieht sehr ähnlich aus:



Verwechslungsart Moorfrosch mit 2 hellen, scharf abgesetzten Drüsenleisten auf dem Rücken und spitzerer Schnauze als Grasfrosch (© Axel Steiner, 24.09.2011, Bad Zwischenahn (NSG Engelsmeer), xxl-Foto bei Bildklick)

Moorfrosch (Rana arvalis): Schnauze zugespitzt; helle Oberlippenlinie vom Mundwinkel bis Schnauzenspitze; manchmal stark gefleckt; entlang der Rückenmitte meist ein helles, seitlich scharf begrenztes Längsband; Männchen zur Paarungszeit meist weißblau oder lilablau gefärbt

Lebensraum



Springfrosch (© Jochen Rodenkirchen, 29.09.2009, xxl-Foto bei Bildklick)

Landhabitate des Springfrosches sind lichte manchmal auch relativ trockene Laub- und Laubmischwälder und feuchte Auwälder in der Ebene. In der waldarmen Börde reichen aber auch kleine Waldstücke oder sumpfige Wiesen entlang von Flussläufen und Hecken aus. Zur Fortpflanzung nutzt die Art stehende oder schwach fließende Gewässer unterschiedlicher Größe wie Tümpel, Teiche und größere Gewässer mit guter Ufer- und Wasservegetation. Mit Wasser gefüllte Radspuren, Gräben, Kanäle oder Altarme werden ebenfalls während der Laichzeit genutzt. Meist liegen die meist gut besonnten, warmen Laichgewässer in der Nähe von Wäldern.
Springfrösche leben über das Jahr gesehen in einem Radius von etwa 1100 m rund um ihre Laichgewässer (JEDICKE, 1992).

Biologie und Lebensweise



Springfrosch-Pärchen (© Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto bei Bildklick)

Zum Ablaichen erscheint der Springfrosch schon Ende Februar / Anfang März an den Gewässern; zeitlich etwas vor dem Grasfrosch. Damit ist sie meist die erste Froschart, die sich an den Laichgewässern zeigt. Dabei nehmen sie Wassertemperaturen von 2 bis 4°C in Kauf. Die Laichabgabe konnte ab einer Wassertemperatur von 6,5°C beobachtet werden (JEDICKE, 1992). Springfrösche gelten als relativ schlechte Schwimmer. In der kurzen Laichzeit werden die arttypischen tennisballgroßen runden Eiballen einzeln an Halmen in 5 bis 30 cm Wassertiefe angeheftet. Die Gelege der Springfrösche werden an Ästen oder Pflanzenstängeln (gerne Binsen) angeheftet und sehen aus wie aufgespießt.

Beim Springfrosch konnte beobachtet werden, dass Männchen auch frisch gelegte "fremde" Laichballen besamen, ohne je mit dem jeweiligen Weibchen Kontakt aufgenommen zu haben. So können interessanter Weise Larven eines Laichballen unterschiedliche Väter haben (MEYER et al., 2009).

Die Larven schlüpfen nach 2-3 Wochen in einem späteren Entwicklungsstadium als Gras- und Moorfroschlarven und erreichen im Laufe ihrer 8 bis 16 Wochen dauernden Entwicklungsphase eine Länge von 6 bis 7 cm.

Außerhalb der Brutzeit durchstreift die vorwiegend nachtaktive Art ihren Landlebensraum. Bei Bedrohung sucht sie sich durch bis zu 2 m weite und 1 m hohe Sprünge der Gefahr zu entziehen.

 
 

Springfrosch-Pärchen (© Jochen Rodenkirchen, xxl-Fotos bei Bildklick)

Im Oktober zieht sich der Springfrosch zur Überwinterung in frostsicheren Landquartieren zurück. Die Überwinterung findet vor allem an Land aber ausnahmsweise auch unter Wasser statt.



Springfrosch kurz vor dem rettenden Absprung (© Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto bei Bildklick)

Springfrösche werden wohl erst im Alter von 2-3 Jahren geschlechtsreif. Zu ihren natürlichen Feinden zählen Uhu und Schleiereule. Deutlich mehr Opfer fordert aber sicherlich der Straßenverkehr.

Nahrung



Springfrosch (© Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto bei Bildklick)

Ausgewachsene Frösche: Zum Nahrungsspektrum des Springfrosch gehören Kleintiere wie Spinnen, Asseln, Käfer, Fliegen, aber auch Würmer und Nacktschnecken, die in der Laubstreu erbeutet werden.

Kaulquappen: Die Kaulquappen fressen wohl Algen und Pflanzenreste.

Verbreitung in D/Welt



Gut erkennbar ist die spitze Schnauze des Springfrosch (© Jochen Rodenkirchen, 15.10.2009, xxl-Foto bei Bildklick)

englischer Name: Agile Frog

Der Springfrosch ist in weiten Teilen Mittel- und Südeuropas verbreitet. Von Frankreich über Deutschland nach Osten bis zum Schwarzen Meer und im Süden bis zur Ägäis und über fast ganz Italien erstreckt sich sein Verbreitungsgebiet. Im größten Teil der Iberischen Halbinsel ist er jedoch nicht anzutreffen. Im Norden reichen die Vorkommen bis Nord-Deutschland, Dänemark und Süd-Schweden.
In Deutschland ist der Springfrosch als "gefährdet" eingestuft und aufgrund seiner spezielleren Habitatansprüche deutlich seltener als der Grasfrosch anzutreffen. Zudem sind viele seiner Vorkommen voneinander isoliert, sodass keine genetische Auffrischung möglich ist.

Faktoren wie die intensive Landwirtschaft, Nadelwald-Aufforstungen an Laubwaldstandorten, Fischbesatz, saure Gewässer und das Zuwachsen geeigneter Laichgewässer gefährden die Springfrosch-Vorkommen zusätzlich.

Verbreitung in NRW
Die Verbreitungskarte des Springfrosch bei der Herpetofauna NRW zeigt die bisherigen Fundpunkte dieser Art in NRW.

Der Springfrosch gehört nach Anhang 4 der FFH-Richtlinie zu den streng geschützten Arten. In NRW besteht ein begrenztes Vorkommen in der Zülpicher und Jülicher Börde und im Bereich der Waldgebiete von Ville und Kottenforst bis südlich von Bonn. Relativ ungefährdet sind die Vorkommen in den Wäldern von Ville und Kottenforst. Die schon stark isolierten Populationen in der Börde sind gefährdet durch den oberirdischen Abbau und die Grundwasserabsenkungen im Rahmen der Braunkohlegewinnung. Bebauung, Straßenbau und Landwirtschaft sind weitere Gefährdungsfaktoren.



Springfrosch (© Jochen Rodenkirchen, 29.09.2009, xxl-Foto bei Bildklick)

Im Artenprofil der lanuv.nrw.de werden die Springfrosch-Vorkommen in NRW folgenderweise beschrieben: "In Nordrhein-Westfalen erreicht der Springfrosch seine nordöstliche Verbreitungsgrenze. Die Vorkommen beschränken sich auf den südlichen Bereich der Kölner Bucht sowie den nördlichen Bereich der Eifel. Der Gesamtbestand wird auf über 400 Vorkommen geschätzt (2001-2010)."

Wegen extremer Seltenheit ist die Art in der Roten Liste NRWs für die Eifel als "R" (= durch extreme Seltenheit (potentiell) gefährdet) und in der Niederrheinischen Bucht als G (= Gefährdung unbekanntem Ausmaßes) eingestuft. In den Naturgroßräumen Niederrheinisches Tiefland, Westfälische Bucht/Westfälisches Tiefland, Weserbergland, Süderbergland und im Ruhrgebiet fehlt der Springfrosch gänzlich (SCHLÜPMANN et. al, 2011).

Benutzte Literatur
ARNOLD, E. N. & J. A. BURTON (1978): Pareys Reptilien- und Amphibienführer Europas. Verlag Paul Parey, Berlin. 270 S.

DIESENER, G. & J. REICHHOLF (1986): Lurche und Kriechtiere - Mosaik Verlag GmbH, München. 287 S.

GLANDT, D. (2008): Heimische Amphibien. Bestimmen - Beobachten - Schützen. AULA-Verlag, Wiebelsheim. 178 S.

GLANDT, D. (2010): Taschenlexikon der Amphibien und Reptilien Europas. Alle Arten von den Kanarischen Inseln bis zum Ural. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim. 633 S.

GLANDT, D. (2011): Grundkurs Amphibien- und Reptilienbestimmung. Beobachten, Erfassen und Bestimmen aller europäischer Arten. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim; 411 S.

GLITZ, D. (2014): Amphibien und Reptilien in Mitteleuropa. Gelände-Bestimmung in Stichworten. NABU Rheinland-Pfalz e. V. (Hrsg.). 112 S.

GLITZ, D. (2011): Amphibien und Reptilien Geländeschlüssel für Rheinland-Pfalz. Inkl. CD-ROM: Lernprogramm, Biotope, Schutzmaßnahmen. NABU Rheinland-Pfalz e. V. (Hrsg.). 157 S.

JEDICKE, E. (1992): Die Amphibien Hessens - Ulmer, Stuttgart. 152 S.

KWET, A. (2010): Reptilien und Amphibien Europas - 190 Arten mit Verbreitungskarten. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 253 S.

LANTERMANN, Y. & W. (2010): Kröten, Echsen, Salamander - Amphibien und Reptilien beobachten und schützen. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart; 96 S.

MEYER, A.; S. ZUMBACH; B. SCHMIDT & J.-C. MONNEY (2009): Auf Schlangenspuren und Krötenpfaden. Amphibien und Reptilien der Schweiz. Haupt Verlag, Bern. 336 S.

SCHLÜPMANN, M., T. MUTZ, A. KRONSHAGE, A. GEIGER und M. HACHTEL unter Mitarbeit des Arbeitskreises Amphibien und Reptilien Nordrhein Westfalen (2011): Rote Liste und Artenverzeichnis der Kriechtiere und Lurche - Reptilia et Amphibia - in Nordrhein-Westfalen. in LANUV (Hrsg.): Rote Liste der gefährdeten Pflanzen, Pilze und Tiere in Nordrhein-Westfalen, 4. Fassung 2011 - LANUV-Fachbericht 36, Band 2, S. 159-222

THIESMEIER, B. (2015): Amphibien bestimmen - am Land und im Wasser. Supplement der Zeitschrift für Feldherpetologie 18. Laurenti-Verlag, Bielefeld

THIESMEIER, B. (2015): Fotoatlas der Amphibienlarven Deutschlands. Laurenti-Verlag, Bielefeld. 128 S.


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Weitere Informationen zu Amphibien und speziell Springfröschen im Internet

lanuv.nrw.de: Springfrosch

herpetofauna-nrw.de: Springfrosch

herpetofauna.at: Springfrosch

nabu.de: Springfrosch

Wikipedia: Springfrosch


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