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Mutterkorn-Sklerotiumkeulchen - Claviceps purpurea (FR.) TULASNE 1833
Artenprofil von Fredi Kasparek


Systematische Einordnung

Reich: Pilze (Fungi)
Klasse: Schlauchpilze (Ascomycetes)
Ordnung:

Kernpilzartige und Krustenpilze (Pyrenomycetes) mit den Ordnungen Sphaeriales, Xylariales, Clavicipitales
Familie: Sklerotiumkeulchen (Clavicipitaceae)
Gattung: Mutterkorn-Sklerotiumkeulchen (Claviceps)

Fotos (© Fredi Kasparek)
MTB 4408/2 Gelsenkirchen-Herten


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Sklerotiumkeulchen

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Sklerotiumkeulchen
 
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

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Mutterkorn

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Mutterkorn
 
Besondere Merkmale, Beschreibung der Artmerkmale

Wissenschaftliche Fachbegriffe werden hier im Pilz-ABC erklärt!

Vorbemerkung mit Kurzbeschreibung zum Mutterkorn:
Wohl jedem Naturfreund und Pilzkundler ist das vermutlich weltweit verbreitete Mutterkorn ein Begriff. Im Herbst zur Getreide- und Gräserreife kann man es ohne besondere Suchaktionen an zahlreichen Gräsern und Roggenähren finden. Es handelt sich hier um das Dauermycel (Gesamtheit der Pilzfäden die den eigentlichen Pilzorganismus darstellt) eines parasitischen Schlauchpilzes das Secale cornutum (Secale = Getreide/Roggen, cornutum = Horn >"gehörnter Roggen") genannt wird. Die Infektion der Gräser oder der Ähren erfolgt durch den Wind, indem reife Ascussporen auf den Fruchtknoten der Gräser oder Roggenähren gelangen. Diese keimen aus und durchwuchern den Fruchtknoten. Eine weitere Sekundärinfektion kann in Form von Konidiensporen (= Samen der Nebenfruchtform) die in Honigtau eingebettet abgesondert werden, durch Insekten auf andere Gräser oder Ähren übertragen werden.
Das Mutterkorn wird in der Phamaindustrie in einem aufwändigen Prozeß zu einem wertvollen Medikament verarbeitet, das hauptsächlich in der Frauenheilkunde Verwendung findet. Hierzu werden eigens riesige künstlich infizierte Roggenplantagen angelegt.
Was selbst dem weniger geübten Pilzfreund nicht so geläufig sein dürfte ist die Tatsache, dass die im Herbst ausfallenden schwarz-violetten Mutterkörner lediglich eine Nebenfruchtform des eigentlichen Pilzes sind, die in der Fachsprache als Sklerotium (Dauermycel) bezeichnet werden. Die Hauptfruchtform ist ein Schlauchpilz, nämlich das Mutterkorn-Sklerotiumkeulchen welches im folgenden Frühjahr bei ausreichender Feuchtigkeit auf den ausgefallenen Mutterkörnern fruktifiziert. Durch meist üppigen Grasbewuchs im Frühjahr wird dieses kleine Pilzchen allerdings nur äußerst selten entdeckt.
Nach jahrelanger vergeblicher Suche dieses Keulchens trotz Markierung der einschlägigen Stellen, kam ich auf die Idee, mehrere mit Mutterkörnern besetzte Ähren mit nach Hause zu nehmen und sie in einen Blumenkasten (die Ähren leicht mit Erde bedeckt) im häuslichen Garten unter Brombeergebüsch zu stellen. Bei länger anhaltenden Trockenperioden wurde der Blumenkasten mit Inhalt wie Blumen gewässert. Die Züchtung gelang problemlos wie die Abbildungen der kleinen fotogenen Keulchen zeigen.

Kurzbeschreibung:
Fruchtkörper in fertilem Kopf- und sterilem Stielteil gegliedert. Kopfteil ± rundlich, deutlich abgesetzt, 1,5-2,5 mm Ø, gelborangenfarben- bis rötlich-violett. Bei Reife treten die schwarzen Perithezien (winziger ovaler oder kugeliger Fruchtkörper mit Hymenium und Sporen) ein Stück aus dem Kopfteil heraus, und lassen das Köpfchen fein punktiert-warzig erscheinen.

Stiel 4-15 x 1-1,5 mm, glatt, leicht gebogen, blass rötlich-violett.

Ökologie, Substrat, Lebensweise
Heutzutage wird die Verbreitung des Mutterkorns auf Roggenfeldern durch den Einsatz von Pestiziden weitestgehend verhindert. Trotzdem kann man es an den Ähren mancher Roggenfelder beobachten. In der ungestörten Natur kommt es als Parasit an zahlreichen Gräser- und Getreideähren vor.

Verwechslungsarten oder nahe Verwandte




Kopfige Hirschtrüffel-Kernkeule (Cordiceps capitata, Foto: Fredi Kasparek) (xxl-Foto)


Die Kopfige Hirschtrüffel-Kernkeule (Cordyceps capitata) und die Zungen-Kernkeule (Cordyceps ophioglossoides) parasitieren auf unterirdisch wachsenden Hirschtrüffeln. Beide kommen wegen ihrer doch stark makroskopisch abweichenden Merkmale (Sie sind bedeutend größer und farblich abweichend) als Verwechslungsarten gegenüber dem Mutterkorn-Sklerotiumkeulchen absolut nicht in Frage.



Zungen-Kernkeule (Cordiceps ophioglossoides, Foto: Fredi Kasparek) (xxl-Foto)


Die Puppen-Kernkeule (Cordyceps militaris) könnte von Pilzeinsteigern durchaus verkannt werden. Sie parasitiert jedoch auf vergrabenen Schmetterlingspuppen, welche man bei vorsichtigem Erdaushub gelegentlich finden und studieren kann. Ferner wird sie mit 2-6 cm bedeutend größer und erscheint schlankkeulig oder walzenförmig mit kaum abgesetztem Kopfteil.



Puppen-Kernkeule (Cordiceps militaris, Foto: Fredi Kasparek) (xxl-Foto)

Giftigkeit bzw. Speisewert
In der Familie der Sklerotium- und Kernkeulen gibt es keine Speisepilze.

Erscheinungszeitraum
Das Mutterkorn (Secale cornutum) erscheint bei Reife der Getreide- und Gräserähren (Juli-September). An Gräsern kann man es bis November-Dezember beobachten. Das Mutterkorn-Sklerotiumkeulchen erscheint dagegen immer im Frühjahr-Frühsommer (Mai-Juli).

Verbreitung/Häufigkeit in Deutschland
Ein Kosmopolit, der nicht nur in Deutschland, sondern auf allen Kontinenten verbreitet ist.

Lediglich die hier auch gezeigte Kopfige Hirschtrüffel-Kernkeule (Cordyceps capitata) ist in der Roten Liste Deutschlands (1996) mit dem Gefährdungsstatus 3 = gefährdet eingestuft.

Verbreitung in NRW
Bei gezielter Suche kann man das Mutterkorn gelegentlich noch an Roggenähren finden. An den Ähren zahlreicher Gräser ist es dagegen eine Banalart die in kaum einem entsprechenden Biotop fehlt.

Die oben als Verwechslungsart gezeigte Zungen-Kernkeule gilt in NRW als gefährdet und wird in der Roten Liste NRW (1999) mit dem Status 3 = gefährdet geführt.

Benutzte Literatur
BOLLMANN, A.; A. GMINDER, & P. REIL (2007): Abbildungsverzeichnis europäischer Großpilze, 4. überarbeitete Auflage, Hornberg, Jahrbuch der Schwarzwälder Pilzlehrschau. Vol. 2.

BREITENBACH, J. & F. KRÄNZLIN (1981): Pilze der Schweiz. Band 1 Ascomyceten; KAJAN, E. (1988): Pilzkundliches Lexikon

KASPAREK, F. (1996): Der Tintling, 1. Jahrg., Heft 3; Das Mutterkorn Claviceps purpurea erfolgreich gesät.

KRIEGLSTEINER, G. J. (1991): Verbreitungsatlas der Großpilze Deutschlands (West) Band 2: SchlauchpilzeVerlag Eugen Ulmer GmbH & Co.

RYMAN, S. & I. HOLMASEN (1992): Pilze. Bernhard Thalacker Verlag Braunschweig


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Weitere Informationen zu Pilzen (Fungi) im Internet

www.tintling.de: Pilzzeitung (Der Tintling), Wochenkalender, Infos, Fachbeiträge, Fotos, Rezepte, Literatur...

www.pilzepilze.de: Forum, mehr als 500 Pilze in der Galerie, Interessantes über Pilze, Literaturempfehlungen...

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