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Spazierstock-Öhrling, Auen-Öhrling -
Otidea apophysata (COOKE & PHILLIPS) SACCARDO 1889
Artenprofil von Fredi Kasparek


Systematische Einordnung

Reich: Pilze (Fungi)
Klasse: Schlauchpilze (Ascomycetes)
Ordnung:


Schlauchpilze deren Schläuche sich zwecks Sporenbefreiung am Schlauchende öffnen = operculate Ascomyceten (Pezizales)
Familie:

Öhrlingsartige (Pyronemataceae)
Gattung: Öhrlinge (Otidea)

Fotos (© Fredi Kasparek)
MTB 4408/2 Gelsenkirchen-Herten (Katzenbusch & Schloßwald)


(xxl-Foto)

(xxl-Foto)

(xxl-Foto)
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale, Beschreibung der Artmerkmale

Wissenschaftliche Fachbegriffe werden hier im Pilz-ABC erklärt!

Beschreibung aus zwei eigenen dokumentierten Kollektionen ausgewertet.

Fruchtkörper: 1,4-2,5 cm Ø, 2-5 cm hoch, tief becher-, trichter- oder verbeult tütenförmig, Apothecium immer einseitig, meistens durchgehend eingeschnitten, Innenseite (Hymenium) glatt, grau-, leber- bis umbrabraun, Außenseite heller, beigebraun bis sandfarben, alt und trocken auch grauweißlich ausblassend, feinkörnig-kleiig, Rand schmal abgerundet-eingerollt, Fruchtkörper zur Basis kurz stielartig verjüngt, schwach weißfilzig umgeben. Fleisch dunkelbraun.

Einige Mikromerkmale: Ascus 160-280 x 11-18 µm, in Lugol - (nicht reagierend), achtsporig, Sporen uniseriat liegend, Ascusfuß deutlich gegabelt; Sporen 19-26 x 10-11 µm, elliptisch, leicht spindelig, hyalin, glatt, jung mit 2 größeren und vielen kleinen Tropfen, bei ausgereiften Sporen fließen die kleinen und größeren Tropfen zu einer großen Guttule zusammen; Paraphysen fädig, 2-3,5 µm breit, septiert, Spitzen stark spazierstockartig gebogen, nur wenig angeschwollen, auf ganzer Länge, besonders in der oberen Hälfte werden unregelmäßig verbogene bis pfrimförmig gespornte Auswüchse in verschiedener Länge den Paraphysenbreiten entsprechend, ausgebildet.

Ökologie, Substrat, Lebensweise
Ökologie-Substrate: Nach eigenen, und den weiteren bisher mir bekannten deutschen Aufsammlungen ist dieser Öhrling ausschließlich bei Pappeln, meistens unter Populus canadensis zu finden. Typische Biotope des Spazierstock-Öhrlings sind Auenwälder, der Erlen-Eschenwald, Hainbuchenbestände, feuchte Wassergräben, Wegränder und Waldpfade mit eingestreuten, oder angepflanzten Pappelbeständen. Dort kann man ihn im modernden Laubhumus unter diversen krautigen Pflanzen, Gräsern und Moosen, oder auch nur bei Brennnesseln entdecken.

Lebensweise: saprobiontisch lebend, einzeln, oder zu wenigen gesellig, seltener auch gedrängt bis leicht büschelig erscheinend

Verwechslungsarten oder nahe Verwandte
Öhrlingsarten sind relativ einfach an ihren einseitig ± tief eingeschnittenen, sich oft überlappenden Fruchtkörpern zu erkennen. Die Artbestimmung verläuft dagegen nicht immer problemlos. In optimalem Zustand ist der Spazierstock-Öhrling an seinen relativ kleinen Apothecien, seiner ocker- bis leberbraunen Farbe, sowie den besonders großen Sporen und den unregelmäßigen, häufig vorkommenden Auswüchsen an den Paraphysen gut einzugrenzen. Die hier für einige Öhrlinge angebotenen Erkennungsmerkmale können lediglich als Bestimmungshilfe der angesprochenen Arten gesehen werden. Eine korrekte Bestimmung schließt grundsätzlich umfassende Mikro-Untersuchungen ein.




Hellbrauner Öhrling (Otidea alutacea, Fotos: F. Kasparek) xxl-Foto

Der Hellbraune Öhrling (Otidea alutacea) bildet größere Fruchtkörper (bis 8 cm) in ockergelben- bis rötlichbraunen Farben, besitzt 8-9 µm kleinere Sporen und an der Spitze gebogene Paraphysen ohne Auswüchse.
Rote-Liste-NRW-Status 3 = gefährdet




Kröten-Öhrling (Otidea bufonia, Foto: F. Kasparek) xxl-Ansicht!

Auch der Kröten-Öhrling (Otidea bufonia) wird mit 7-9 cm bedeutend größer, sein Hymenium ist meist zimt- bis ockerbräunlich gefärbt, seine Sporen sind ebenfalls um 8-10 µm kleiner als die des Spazierstock-Öhrlings und die Paraphysen zeigen allenfalls an der gebogenen Spitze hin und wieder eine kurze Gabelung.
Rote-Liste-NRW-Status 3 = gefährdet




Schnecken-Öhrling (Otidea cochleata, Foto: F. Kasparek) xxl-Ansicht!

Beim Schnecken-Öhrling (Otidea cochleata) fallen die oft eher gedrungen-, deformierten becher-, napf- bis schüsselförmigen Apothecien in beige-, karamell- bis rötlichbraunen Farben auf. Seine Sporen erreichen allenfalls 20 µm, sind also 5-6 µm kleiner als beim Spazierstock-Öhrling, die Paraphysen gabeln sich selten im oberen Teil.
Rote-Liste-NRW-Status 3 = gefährdet

Giftigkeit bzw. Speisewert
Bei kleinen, seltenen, und besonders schonungsbedürftigen Pilzarten erübrigt sich die Frage nach dem Speisewert. Der äußerst seltene Spazierstock-Öhrling gehört zu diesen Arten. Ob essbar oder giftig, ist dem Verfasser bis dato nicht bekannt geworden.

Erscheinungszeitraum
... ist der Spätsommer und Herbst (August-Oktober).

Verbreitung/Häufigkeit in Deutschland
Der Spazierstock-Öhrling wurde bisher in Deutschland - mit dem Stand der Roten Liste Deutschland von 1996, wo diese Art mit dem Gefährdungsgrad 2 = stark gefährdet aufgeführt wird - nur in den Ländern Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland vereinzelt nachgewiesen. Inzwischen mögen neue Einzelfunde entdeckt worden sein, die den Seltenheitsstatus Rarität von Otidea apophysata nicht verändert haben.

Verbreitung in NRW
In NRW konnte der Verfasser den Spazierstock-Öhrling im September 1995 und Ende August 1999 in der Umgebung von Herten je einmal aufsammeln und dokumentieren. Ein weiterer Fund (2002) im Biotop Katzenbusch wurde vom Verfasser wegen seiner Seltenheit und der umfassenden makro- und mikroskopischen Dokumentation der ersten zwei Kollektionen geschont. Weitere Funde wurden dem Verfasser in NRW nicht bekannt, was nicht ausschließt, dass inzwischen evtl. vereinzelt Neufunde entdeckt wurden. Der Rote Liste-Status R = Rarität des Spazierstock-Öhrlings hat in der neuen - in Vorbereitung befindlichen - Roten Liste der bedrohten Pilzarten in NRW weiter Priorität.

Eingesehene Literatur
BEYER, W. (1992): LIBRI BOTANICI Band 5. Pilzflora von Bayreuth und Umgebung, S. 31, Abb. 20: 2

BOUDIER, E. (1905-1910): Icones Mycologiceae, Tome IV Texte, Plance 332: Tome II Abb., Pl. 332

DENNIS, R. W. G. (1978): British Ascomycetes, S. 29, Abb. 16 J

HÄFFNER & WINTERHOFF (1989): Beiträge zur Kenntnis der Pilze Mitteleuropas V, S. 175

KASPAREK, F. (2000): "Der Tintling" Nr. 19, Heft 1, S. 13-14

KRIEGLSTEINER, G. J. (1984): Zeitschrift für Mykologie Band 50 (1). Über neue, seltene kritische Makromyceten in der Bundesrepublik Deutschlands S. 72-73, Abb. S.75

KRIEGLSTEINER, G. J. (1991): Verbreitungsatlas der Großpilze Deutschlands (West) Band 2: Schlauchpilze,Verlag Eugen Ulmer GmbH & Co.

MONTAG, K. (2007): "Der Tintling" Heft 4, 12 Jahrg. S. 23


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Weitere Informationen zu Pilzen (Fungi) im Internet

www.tintling.de: Pilzzeitung (Der Tintling), Wochenkalender, Infos, Fachbeiträge, Fotos, Rezepte, Literatur...

www.pilzepilze.de: Forum, mehr als 500 Pilze in der Galerie, Interessantes über Pilze, Literaturempfehlungen...

www.pilzfinder.de: Sehr schöne Bildsuche, Kochrezepte, Pilze von A-Z, Tipps, Infos...


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