Homepage

Konzeptidee

Artenlisten

Artenprofile

Naturschutz-Praxis

Chronologie

Links

Buchempfehlungen

Newsletter

Natur-Videos

Fotogalerie

Dank an...

Spiel

Suche

Kontakt & Spende

Hilfe

Impressum


 
 

Pappel-Gürtelfuß - Cortinarius sertipes KÜHNER 1955
Artenprofil von Fredi Kasparek


Systematische Einordnung

Reich: Pilze (Fungi)
Klasse: Ständerpilze (Basidiomycetes)
Ordnung: Blätterpilze (Agaricales)
Familie: Schleierlingsverwandte, Haarschleierlinge (Cortinariaceae)
Gattung: Haarschleierlinge (Cortinarius)
Untergattung:Gürtelfuß, Wasserkopf (Telamonia)

Fotos (© Fredi Kasparek)
MTB 4408/2 Gelsenkirchen-Herten (Schlosswald)


(xxl-Foto)

(xxl-Foto)

(xxl-Foto)
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale, Beschreibung der Artmerkmale

Wissenschaftliche Fachbegriffe werden hier im Pilz-ABC erklärt!

Habitus: Ein mittelgroßer, purpurbrauner Hut, violettliche Lamellen, ein weiß gegürtelter Stiel und der Geruch nach Weihnachtsgebäck zeichnen diesen Pappelbegleiter aus.

Hut: 2-5 cm, jung glockig, später ausgebreitet, fast immer mit einem stumpfen, deutlich erkennbaren Buckel; nicht oder wenig hygrophan (stark feuchtigkeitsempfindlich, durchscheinend feucht), jung dunkel- bis purpurbraun, im Buckelbereich auch violettstichig; alt bis haselbraun ausblassend; Hutrand gerade, von ± üppigem weißem Velum (häutige oder wattige Reste einer Teilhülle) spinnengewebeartig behangen, wobei sich der Rand vom sonst glatten und seidig matt glänzenden Hut durch die aufliegenden Velumfasern heller silbergrau abhebt.

Lamellen: 2-4,5 mm breit, mäßig entfernt stehend, schwach ausgerandet bzw. verschmälert am Stiel angewachsen und mit Zähnchen herablaufend; jung ± violett, schon bald in zimt- bis haselbraun verfärbend, bisweilen auch dann noch violettstichig; Schneiden flach gekerbt, anfangs weißlich berandet, Reif der Lamellenfläche gleichfarbig.

Stiel: 3-10 x 0,3-0,7 cm, gleich dick, oft verbogen, ein bis dreimal gegürtelt, oberster Gürtel meist als kompakte Ringzone ausgebildet, manchmal auch wie genattert erscheinend, oder nur flockig behangen; Stielbasis jung wässerig, blasslila, seidig glänzend, meist weißfilzig ummantelt; Grundfarbe schlägt schnell in braunviolett bis braun um, bei alten Fruchtkörpern ist nur noch die Stielspitze violett, enghohl oder hohl.

Fleisch: in Hut und Stielspitze violettbraun, zur Stielbasis graubraun ausblassend.

Geschmack: nicht festgestellt

Geruch: nach Weihnachtsgebäck, etwa wie Zimtsterne oder Pfeffernüsse (nicht bei allen Kollektionen gleich intensiv wahrnehmbar). Die Ursache dafür konnte bisher nicht geklärt werden.

Sporenpulver: zimtbraun.

Anmerkungen:
Während in KÜHNERs Erstbeschreibung (1955) keine Hinweise auf Geruch und Begleitbäume angegeben sind, gibt MARCHAND (1983), der die Art sehr ausführlich darstellt, einen starken, jedoch unbestimmbaren Geruch an. Bezüglich der Ökologie weist er auf das häufige Erscheinen unter Pappeln hin. In Deutschland war der Pappel-Gürtelfuß in den Jahren um 1960-1980 offensichtlich weitgehend unbekannt geblieben.
Die Art findet sich weder in KREISELs "Pilzflora der Deutschen Demokratischen Republik" (1987) noch im Atlas der Pilze des Saarlandes (DERBSCH & SCHMITT (1987). Dagegen ist sie in den sechziger Jahren von A. EINHELLINGER (1969) in München bezeugt worden. Er notierte: " Es ist ein Pilz des offenen Geländes mit auffallend süßlichem Geruch".
1988 schickte der Verfasser eine Kollektion mit Aufzeichnungen und Dias H. SCHWÖBEL (Karlsruhe), einem der besten Blätterpilzkennern Deutschlands mit der Bitte um Überprüfung zu. Seine briefliche Antwort u. a.: "Im Oberrheingebiet war Cortinarius sertipes in den fünfziger Jahren in Pappelwäldern und auch unter einzeln stehenden Pappeln weit verbreitet. Die Vorkommen sind seit langem rückläufig, und inzwischen ist diese Art selten geworden." SCHWÖBELS Aufsammlungen hatten alle den typischen, schon beschriebenen Geruch.
M. MOSER (1983) schlüsselt den Pappel-Gürtelfuß in der Sektion Pulchelli auf und gibt als Begleitbäume "Pappel u. a." an; ein Hinweis auf den typischen Geruch fehlt jedoch.
Obwohl der Pappel-Gürtelfuß heute hinreichend bekannt ist, wird er doch nur wenige Male in populärwissenschaftlicher Literatur abgebildet.

Ökologie, Substrat, Lebensweise
In reinen Pappelwäldern und Anpflanzungen verschiedener Pappelarten, überwiegend bei Schwarzpappeln (Populus nigra) und deren Bastarden (Populus canadensis). Auch unter einzelnen Pappeln oder kleinen Pappel-Gruppen an Viehweiden, Wegrändern etc. vorkommend. Weiter in Laubmischwäldern aus Rotbuchen (Fagus sylvatica), Hainbuchen (Carpinus betulus), Schwarzerlen (Alnus glutinosa) und älteren eingestreuten Pappeln (Populus nigra) bestehend. Einzeln, gesellig bis gedrängt wachsend. Der Pappel-Gürtelfuß bevorzugt offensichtlich lichte, ziemlich feuchte, mit Laub- und Krautschicht durchzogene Standorte. Wie alle Haarschleierlinge ist auch er ein Mykorrhizabildner (eine Lebensgemeinschaft mit Bäumen bildend). Nach heutigem Kenntnisstand ist ausschließlich die Pappel sein Lebenspartner. Inwieweit diese Art auch unter anderen Bäumen wächst, bedarf weiterer Beobachtungen.

Verwechslungsarten oder nahe Verwandte



Erlen-Gürtelfuß (Cortinarius alnetorum, Foto: Fredi Kasparek) (xxl-Foto)


Trotz signifikanter Merkmale, die den Pappel-Gürtelfuß auszeichnen, sind Verwechslungen mit ähnlichen Arten nicht ausgeschlossen. Der gewöhnlich etwas kleinere Erlen-Gürtelfuß (Cortinarius alnetorum) ist deutlich spitz- bis stumpfbuckeliger als der Pappel-Gürtelfuß. Er weist weder auf Hut noch Stiel Violetttöne auf. Außerdem fehlt ihm der prägnante Geruch nach Weihnachtsgebäck und er ist ein Erlenbegleiter.



Rosastieliger Frühlings-Wasserkopf (Cortinarius vernus, Foto: Fredi Kasparek) (xxl-Foto)


Der Rosastielige Frühlings-Wasserkopf (Cortinarius vernus) fällt durch seine dunkel- bisweilen schwarzbraunen (selten mit Violetttöne) Hutfarben, einen glatten, seidigen Stiel der rosafarbig wirkt, sowie seine frühe Erscheinungszeit (April-Juli) in Parkanlagen, an Alleen und ähnlichen Standorten unter Eichen, Weiden oder Hainbuchen aus dem Raster.



Rosastieliger Wasserkopf (Cortinarius erythrinus, Foto: Fredi Kasparek) (xxl-Foto)


Der Rosastielige Wasserkopf (Cortinarius erythrinus) galt vor einigen Jahren noch als Synonym zum Rosastieligen Frühlings-Wasserkopf. Heute wird er als eigenständige Art geführt. Er besitzt weitestgehend die Makromerkmale, die bereits bei Cortinarius vernus erläutert wurden. Seine Unterscheidungsmerkmale sind hauptsächlich mikroskopischer Art. Die Erscheinungszeit ist der Sommer-Spätherbst.



Tiefdunkler/Erdigriechender Wasserkopf (Cortinarius umbrinolens, Foto: Fredi Kasparek) (xxl-Foto)


Der Tiefdunkle Wasserkopf auch Erdigriechender Wasserkopf (Cortinarius umbrinolens) genannt unterscheidet sich durch seine beinahe schwarzbraunen Hut- und Lamellenfarben und durch einen ausgeprägten erdartigen, unangenehmen Geruch nach Rote Beete. Er bevorzugt Standorte mit Birkenbewuchs.

Giftigkeit bzw. Speisewert
Die allermeisten Haarschleierlinge (Cortinarien), vor allem die Telamonien (Gürtelfüße und Wasserköpfe) sind ungenießbar, einige sogar tödlich giftig. Der Pappel-Gürtelfußes ist ungenießbar.

Erscheinungszeitraum
Haupterscheinungszeit der meisten Haarschleierlinge ist der Spätsommer bis zum Spätherbst (August bis November). Der Rosastielige Frühlings-Wasserkopf erscheint schon im Frühjahr von Mai bis Juli.

Verbreitung/Häufigkeit in Deutschland
Der Pappel-Gürtelfuß und der Rosastielige Wasserkopf sind in Deutschland zerstreut verbreitet. Dagegen gilt der Erdigriechende Wasserkopf als weit verbreitete Art.

Verbreitung in NRW
Verglichen mit Süd-Südwestdeutschland sind in NRW, im Besonderen in Westfalen die meisten der hier beobachteten Haarschleierlingsarten zerstreut bis selten zu verzeichnen.
Daher wird der Pappel-Gürtelfuß in der Roten Liste von NRW (1999) mit dem Status 3 = gefährdet und der Rosastielige Wasserkopf mit 2 = stark gefährdet aufgeführt.

Benutzte Literatur
BOLLMANN, A., A. GMINDER & P. REIL (2007): Abbildungsverzeichnis europäischer Großpilze, 4. überarbeitete und erweiterte Auflage. Jahrbuch der Schwarzwälder Pilzlehrschau. Vol. 2

BREITENBACH, J. & F, KRÄNZLIN (2000): Pilze der Schweiz. Band 5, Blätterpilze 3. Teil, Cortinariaceae, Verl. Mykologia Luzern

CETTO, B. (1987): I fungi dalvero. Vol. 5. Trento

DERBSCH, H. & J. SCHMITT (1987): Atlas der Pilze des Saarlandes. Teil 2: Nachweise, Ökologie, Vorkommen und Beschreibungen. Aus: Natur und Landschaft im Saarland. Sonderband 3. Saarbrücken.

EINHEllINGER, A. (1969): In: Ber. Bayer. Bot. Ges. 41: 79-130. Die Pilze der Garchinger Heide

HORAK, E. (2005): Röhrlinge und Blätterpilze in Europa, Bestimmungsbuch. Elsevier, Spektrum Akademischer Verlag

KASPAREK, F. (1990): (APN) Mitteilungsblatt der Arbeitsgemeinschaft Pilzkunde Niederrhein, Cortinarius sertipes Kühner - Pappelgürtelfuß

KREISEL, H. (1987): Pilzflora der Deutschen Demokratischen Republik. VEB Gustav Fischer Verlag Jena.

KRIEGLSTEINER, G. J. (1991): Verbreitungsatlas der Großpilze Deutschlands West. Band 1: Ständerpilze, Teil B: Blätterpilze. Eugen Ulmer Verlag

KÜHNER, R. & H. ROMAGNESI (1953): Flore analytique des champignons supèrieurs. Paris. (Reprint 1978)

KÜHNER, R. (1955): Complèments à la "Flore Analytique".IV. Espèces nouvelles de Cortinarius. Bull. mens. Soc. Linn. Lyon 24(2). (Mars.55).

MARCHAND, A. (1983): CHAMPIGNONS DU NORD & DU MIDI Tome 8, Nr. 783

MOSER, M. (1983): Kleine Kryptogamenflora. Begründet von H. Gams, Band II b/2. Die Röhrlinge und Blätterpilze. 5. bearbeitete Auflage. Gustav Fischer Verlag Stuttgart- New York

RICKEN, A. (1915): Die Blätterpilze (Agaricaceae) Deutschlands und der angrenzenden Länder, besonders Österreichs und der Schweiz


Zur Buchliste weiterer interessanter Pilz-Bücher auf www.natur-in-nrw.de

Weitere Informationen zu Pilzen (Fungi) im Internet

www.tintling.de: Pilzzeitung (Der Tintling), Wochenkalender, Infos, Fachbeiträge, Fotos, Rezepte, Literatur...

www.pilzepilze.de: Forum, mehr als 500 Pilze in der Galerie, Interessantes über Pilze, Literaturempfehlungen...

www.pilzfinder.de: Sehr schöne Bildsuche, Kochrezepte, Pilze von A-Z, Tipps, Infos...


Zur Linkliste weiterer interessanter Pilz-Internetseiten auf www.natur-in-nrw.de